7. An August Kahlert in Breslau.

[336] Wohlgeborner Herr,


Die Feststellung der veränderten Geschäftsverhältnisse hat die Antwort[336] auf Ihr gütiges Schreiben bis heute aufgehalten. Allerdings wunderten wir uns über Ihr Stillschweigen, da Sie uns allseits als ein Mann voll Feuer für unsre Kunst geschildert worden, wie Sie es ja auch öffentlich' so oft beurkundet hatten. Nun, Sie haben es jetzt schön gebrochen und wir bieten Ihnen die Hand zu fernerer Freundschaft.

Ihr Nekrolog ist schon in Nro. 5 und 6 des neuen Jahrganges abgedruckt. Wir haben, wie Sie, fast zu gleicher Zeit, einen Freund in Ludwig Schunke verloren, dessen Biographie in den nächsten Nummern unsrer Zeitschrift erscheint, worauf wir Sie vorläufig aufmerksam machen.

Mit Freuden sehen wir Ihren ferneren Mittheilungen entgegen. Sie folgen mit Hingebung der neuen Richtung, und es sind junge und starke Köpfe von Nöthen, um möglichen Reactionen vorzubeugen. Können Sie uns vielleicht sagen, wo sich Keßler jetzt aufhält, der mit unserer Beurtheilung in einer Nummer des vorigen Jahrgangs doch nicht unzufrieden sein wird? Wir wünschen, gern etwas von seinen jüngsten Leistungen zu sehen.

Schließlich bitten wir Sie, daß Sie sich auch fernerhin für die Zeitschrift interessiren und zu deren Verbreitung beitragen möchten, die namentlich in Ihrer Wohnstadt nicht bedeutend ist. Wie kömmt das?

Wir hoffen auf baldige freundliche Nachricht.


Leipzig, am 24.1.35.

Die Redaktion

d. neuen Ztschr. für Musik

R. Schumann.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 336-337.
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