Franz Anton in Nürnberg 1791

[22] Es ist unmöglich gewesen, die Kometenbahn seines Lebenswegs während der nächsten drei Jahre zu verfolgen. Er selbst pflegte anzugeben, daß er von Hamburg aus in Dienst des Kurfürsten von Trier gegangen und als Major in dessen Armee getreten, 1790 aber mit diesem Herrn nach Augsburg geflüchtet sei. Dieß ist offenbar und durchaus unrichtig und eine jener Erfindungen, mit denen er, wie wir später öfter sehen werden, sein früheres Leben wohl zuweilen zu dekoriren suchte. Die Visa seines maurerischen Beglaubigungsbriefes weisen nach, daß er sich 1788 in Wien befand, wahrscheinlich um sich mit seinen dort lebenden Söhnen Fritz, Fridolin und Edmund zu vereinigen, von denen der eine, Fritz, auf Haydn's Verwendung als Hof- und Kammermusikus in der damals berühmten Nikolaus-Esterhazy'schen Capelle angestellt worden war, die Haydn selbst damals leitete. Im August 1789 kam er nach Cassel, wo ihm ein zweiter Sohn von seiner Gattin Genofeva mit Namen Georg Friedrich Carl geboren wurde, den der Herzog von Sachsen-Meiningen aus der Taufe hob. Vor dem 20. September 1789 muß er nach Meiningen gezogen sein, denn dort starb an diesem Tage dieser Sohn wieder. In Meiningen spricht die Chronik sogar von den Vorstellungen der »von Weber'schen Schauspielergesellschaft«, und die Tradition über den Aufenthalt der Weber'schen Familie daselbst, die, sehr geachtet und wohl gelitten, im Hause des Hof-Advocaten Thilo wohnte, ist noch nicht erloschen. Im darauffolgenden Jahre, 1791, finden wir die Weber'sche Schauspielergesellschaft in Nürnberg, wo der, bei derselben als Musikdirector fungirende Fridolin Andreas (fälschlich als Friedrich August in die Nürnberger Trauregister eingetragen) von Weber sich mit des Kunsthändler Wild Tochter, Barbara verheirathete. Ein altes Stammbuch einer gewissen Elise Vigilill zu Nürnberg (jetzt im Besitze des Musikdirector Jähns zu Berlin) weist nach, daß sich in Nürnberg in den Jahren 1791 und 1792 mit Franz Anton zusammen, beziehentlich bei dessen Schauspielergesellschaft, befanden:[22] seine Gattin Genofeva, sein Sohn Fritz (Fridolin), seine Tochter Josepha, seine Schwester Adelheid und seine Schwiegertochter, die erwähnte Wild, alle bei seiner Unternehmung thätig betheiligt.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 22-23.
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