Brief Franz Anton's an Heuschkel

[36] Mein lieber Herr Kammer-Musikus.


Viel Glück zum neuen Jahr! Behalten Sie mich in diesem Jahre so lieb, wie ich Sie so herzlich liebe und Vergessen uns nicht, täglich[36] sprechen wir von Ihnen. einen solchen braven, treuen und fleißigen Lehrer bekommt Carl nicht wieder, wie er leider an Ihnen verlohr und darum bedaure ich sehr oft, daß ich von Hildburghausen weggezogen bin; Es fehlt hier nicht an großen Leuten, aber es sind lauter liederliche versoffene Kerls, denn der Wein ist zu wohlfeil, die halbe Bouteille 6 Kreuzer. mit der größten Mühe habe d. Hr. Michel Haydn durch vieles Bitten dahin gebracht daß er den Carl angenommen und Neu Jahr den Contrapunkt mit ihm anfangen will. er hat Viele Freude gezeigt, als ich mit Carl bei ihm war und in seinem Zimmer den Knaben spielen gehört hat. Ach! ein solches Fortepiano wünsche ich Ihnen, wie man sie hier jetzt hat, aber das Geringste kostet 30 Carolin oder 120 Laubthaler, aber es ist auch nicht auszusprechen, welch eine Schönheit und gleichheit der Töne und gewalt. im Starken und Sanften gleich. Bald hoffe ich Ihnen ein schönes Oboe Concert zu schicken, es wäre schon geschehen wenn meine arme Frau nicht dem Tode so nahe gewesen, da sie schon gegen drei Monate elende zu Bette liegt. sie läßt Sie herzlich grüßen, Frau Schwester nicht minder, mein Sohn der in Hildburgh. war ist jetzt in Cassel also näher bei Ihnen als bei mir. Leben Sie wohl und Vergessen Sie mich nicht, ich bin und bleibe mit wahrer Achtung und Freundschaft ihr wahrer Freundt


F. A. von Weber.

Salzburg 28 Xbris 1797.

Addresse:

Hr. Major F. A. Bar. von Weber.

Salzburg.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 36-37.
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