Edmund v. Weber heirathet Luise Spitzeder 1797

[33] Nun war zwar Salzburg damals kein fruchtbringender Boden für dramatische Thätigkeit, denn des wüthenden Eleutherius von Firmian Zeiten waren noch nicht verschmerzt, das Erzbisthum hatte mit jenen 40,000 Emigranten den frischesten Theil seines Herzblutes hergegeben, und der Blick auf das strenge Gesicht seines Nachfolgers, des ernsten Hieronymus Colloredo, des letzten der Erzbischöfe von Salzburg, auf denen von jener Vertreibung an ein Fluch zu ruhen schien, vermochte das ehemals so fröhliche Völkchen des Salzkammergutes nicht aufzuheitern. Zwar unterhielt der Erzbischof eine musikalische Capelle, ja pflegte selbst ein Sängerinstitut am Dom, das, unter dem Namen »Fürsterzbischöfliche Capellknaben« einigen Ruf hatte, und das Kunstleben konnte in der Stadt, in der die Wiege des Königs aller Sänger gestanden hatte, nicht ganz einschlummern, aber die Freudigkeit an Sang und Klang fehlte unter den Auspicien des verdrossenen, strengen Kirchenfürsten, der geistiges Leben im Volke auch nicht liebte und ein etwas wüstes, sehr auf materielle Genüsse gerichtetes Treiben scheint daher in den wohlhabenden Kreisen der Bevölkerung geherrscht zu haben. Die theatralische Unternehmung Franz Anton's warf unter diesen Verhältnissen nur schmale Bissen ab. Von seiner Familie waren außer ihm und seiner Gattin nur noch seine Schwester Adelheid und sein Sohn Edmund2 dabei betheiligt. Als Sängerin fungirte wahrscheinlich bei derselben, wenigstens lebte sie damals in Salzburg, Luise Spitzeder, für die Edmund von Weber eine erwiederte Neigung faßte und sie noch im Jahre 1797 heirathete.

Bei dem magern Ertrage seiner Unternehmung, die wahrscheinlich zuletzt ganz einging, würde Franz Anton Salzburg vielleicht sehr bald wieder verlassen haben, wenn sich ihm nicht Gelegenheit geboten hätte, seinem kleinen Sohne Carl Maria, ohne großen Aufwand, sehr guten Musikunterricht zu Theil werden zu lassen.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 33-34.
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