Erster Brief Carl Maria's

[36] Hochedelgeborner Herr Kammer Musikus. Mein theuerster, geliebtester Lehrer.


Der eintretende Neue Jahrs Wechsel erinnert mich an die Pflicht, Ihnen mein theuerster Lehrer meinen herzinnigsten Glück Wunsch abzustatten, der Himmel erhalte sie noch lange Jahre im besten wohlsein, noch habe leider keinen so guten Lehrer gefunden, als ich an Ihnen verlohren, und habe wegen diesem, was ich von ihnen gelernt, schon Oft große Ehre eingeärndet. nach vieler Mühe hat es endlich mein Hr. Vater dahin gebracht, daß ich dieses Neue Jahr bei Hr. Capell-Meister Michel Haydn den Contrapunkt anfange, da er mich auf seinem Zimmer das Concert von Kotzeluch einige Variazionen, etwas von Righini lidern und ein Recitativ auß dem Tod Jesu spielen gehört, und grossen Beifall gegeben hat. es ist ein Glück für mich denn er nimt sonst keine Schüler mehr an weil er gar zu viel zu thun hat. lieber Hr. Heuschkel, vergessen Sie mich ja nicht, so wie ich ewig an sie Gedenke. Darf ich bitten die Einlage an Hr. Tertius zu bestellen. Der ich in Erwartung einer baldig gütigen Antwort zeitlebens mit wahrer Achtung bin


Ihr

getreuer Schüler Carl von Weber.

Salzburg den

28 Xbris 1797.


Diesem Briefe fügt Franz Anton eine Nachschrift an, die zu charakteristisch für seine Anschauungsweise ist, als daß wir sie nicht mittheilen sollten.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 36.
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