Genofeva v. Weber stirbt 13. März 1798

[38] Leider lockerten sich in gleicher Zeit die Familienbande immer mehr, je schlechter die Geschäfte gingen, Franz Anton wurde schroffer, Genofeva leidender als jemals und bei letzterer bildete sich im Winter 97 auf 98 beim rauhen Klima der Gebirgsstadt und unter den Einflüssen der peinvollsten Art, die theils von den Wechselfällen und Intriguen eines ihr durchaus antipathischen Geschäfts, theils von Franz Anton's Verhalten gegen die Seinen herrührten, ein Lungen- und Herzübel aus, das offenbar sehr schnell zum Ende führen mußte. Der Blick auf die Zukunft der beiden jungen Kinder, deren Gemüthsentwickelung sie so wenig in Franz Anton's Händen gesichert sah, erschütterte das kranke Mutterherz tiefer, als es tragen konnte, und am 13. März 1798 schon kniete der arme, kränkelnde Knabe Carl Maria am Lager, von dem ihm eben die heißgeliebte, schöne, sanfte, junge Mutter die erkaltende Hand zum letzten Male herab gereicht hatte.

Genofeva von Weber geb. v. Brenner wurde am 15. März 1798 auf dem St. Sebastianskirchhofe begraben.

Franz Anton's Schmerz war stark und laut, er fühlte jetzt, welch tröstender Balsam des sanften Weibes Zuspruch für ihn gewesen war und betrauerte sie heiß und aufrichtig. Bezeichnend für die Ueberschwänglichkeit seines Wesens und seines Ausdruckes ist die Notiz, die er über ihren Tod niederschrieb:[38]

»Den 13. März 1798 halb 11 Uhr Abends ist meine mir unvergeßliche, herzinnigst geliebteste Gattin, Genofeva, in Gott seelig entschlafen, nachdem dieselbe Vorher zu zweien Malen mit allen heiligen Sakramenten öffentlich versehen worden.

Diese göttliche Frau war ein Spiegel der ehelichen Treue und Tugend hat mir keinen einzigen mißvergnügten Augenblick gemacht und ich habe leyder diese Seeligkeit nur 12 Jahr 6 Monat und 13 Tage genossen, Sie hat 6 Monat 13 Tage die schrecklichsten Leiden ihrer Krankheit heldenmäßig ausgestanden und ist als eine wahre fromme und erbauungsvolle Christin gestorben, welches große Zeugniß ihr ihr Beichtvater Pater Albertus, Franziskaner, niemals versagen wird. Der Herr lasse sie ruhen in Frieden und das ewige Licht leuchte ihr. Ruhe sanft du göttliche Seele; mit Dir mein nunmehr verklärter Engel ist alle meine Ruhe und Freude nunmehr dahin, auf ewig dahin. Daher noch einmal, ruhe sanft du göttlicher verklärter Engel. Ruhe ewig wohl meine ewig unvergessliche angebetete Genofeva. Dieß schrieb mit thränenden Augen Dein Dir trostlos hinterbliebener Gatte für den keine Ruhe und zufriedener Augenblick mehr in dieser Welt zu finden ist, oh meine göttliche Genofeva! Ruhe ewig wohl!«

Dieser überschwänglich ausgesprochene, große Schmerz hinderte aber den leichtbewegten alten Herrn, der trotz seiner Jahre große Anziehungskraft für die Frauen besessen zu haben scheint, nicht, sich das Jahr darauf zum dritten Male mit einer Frau von Beer geb. v. Münster zu Bamberg zu verloben. Diese Verlobung wurde später wieder gelöst.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 38-39.
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