Studien bei Michel Haydn 1798

[37] Wie Franz Anton hier dazu kommt sich »Major« zu schreiben, wie er sich damals in Salzburg auch immer nennen ließ, gehört zu den Unbegreiflichkeiten des alten Herrn. Die Consequenz, mit der er das gethan, hat die Meisten und auch den Verf. so lange getäuscht, bis gründlichste Forschungen seinen Lebensweg offen dargelegt haben. Es findet sich auf demselben kein Stadium, auf dem er diesen Titel erworben haben könnte. So beschwerlich nun Carl Maria auch unter des alten, trockenen Meisters Lehre arbeitete und lernte, so fern dem Kinde der Geist der mathematischen Gesetzmäßigkeit der geliebten Kunst[37] lag, deren schöner Leib bei diesem Studium vor seinen Augen zum Gerippe zu werden schien, das ihn nicht mehr anziehen konnte, so erfaßte doch bald der junge Sinn instinktiv die Bedeutsamkeit derselben bei den ersten Schritten, die ihn der Meister in das Bereich der Composition thun ließ. Er erkannte hier, im Tonmeere rathlos gelassen, die Macht jener trockenen Regeln, wie der junge Seemann erst auf hohem Meere erkennt, wie segensreich es für ihn ist, daß er peinvoll hinter Tisch und Reißbrett daheim Compaß, Barometer, Sextant und Längentafeln brauchen lernte.

Abwechselung wurde hier in Salzburg wieder in die Bestrebungen durch Wiederaufnahme des Zeichen- und Malunterrichts gebracht, zu dem sich ein passender, aber nicht genannter, Lehrer fand.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 37-38.
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