»Sylvana« einstudirt

[214] Am 26. August reiste Weber nach Frankfurt hinüber, um den ersten Proben seiner Sylvana beizuwohnen. Margarethe Lang war inzwischen für die Oper dort fest gewonnen worden, in Cherubini's[214] Lodoiska zuerst aufgetreten, und gewann durch Grazie und theatralisches Geschick, besonders aber durch das echt Dramatische ihres Gesanges, der keinen Augenblick das strenge Zusammengehen vom musikalischen und deklamatorischen Vortrag vermissen ließ. Es ist anzunehmen, daß sie ihren jung aufblühenden Einfluß bei der Bühne, in einem Nachklange von Empfindung für den alten, jungen Freund, dazu verwandt hatte, die Sache seiner Oper zu betreiben, obwohl sie sich, trotz Weber's Bitten die Mechthilde zu singen, weigerte, eine Rolle darin zu übernehmen.

Weber suchte sie auf, ging in die Probe mit ihr und es mag ihm ein wunderlich Empfinden gewesen sein, die ersten Klänge der Vorführung eines Werkes, von dem er Vortheile und Ruhm hoffte, an der Seite eines Wesens sitzend, zu hören, dem sein Jünglingsherz die Erstlinge einer starken Leidenschaft zum Opfer gebracht hatte. Aufblühender Ruhm, welkende Liebe!

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 214-215.
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