Gratulation an Gottfried Weber

[221] Diesen Humor bildet auch vortrefflich der Brief ab, den er am 12. October an Weber schrieb, als dieser ihm die Entbindung seiner Gattin von einem Knaben angezeigt hatte:


Den 12. Oktober 1810.


»Lieber Bruder!


Tausend Glück und Heil der lieben Wöchnerin, die so heldenmüthig den großen Kampf gekämpft und der Welt einen gefunden braven Bürger schenkte. Ich kündigte sogleich die Nachricht dem ganzen Hause an und Vogler läßt Dir recht herzlich gratuliren.

Aber so sehr ich mich freute, so ärgerlich ist es mir doch eines Theils, daß es ein Bub ist. Der Componisten mit dem Namen Weber werden zu viel. Denn daß der Kerl ein Componist wird, ist ausgemacht, und ich hoffe, daß Du ihm schon vorläufig etwas vom Generalbaß beigebracht hast; auch muß er ja offenbar schon die Accorde noch vom Mutterleibe her kennen. Denn die Frau Baas7 studirte[221] ja die letzte Zeit gar fleißig. Ich möchte Dich wohl in Deiner Vaterglorie sehen und etwas von dem Kindtaufkuchen verzehren helfen, aber so gut wird es mir wohl nicht werden und so muß ich mich armer Teufel mit dem Gedanken daran begnügen.

Du schreibst mir zwar in Deinem lieben Brieflein, daß Du mir nächstens eines Breiteren schreiben wolltest, ich bin aber so frei, das vor der Hand nicht zu glauben; auch müßte ich sehr unvernünftig sein, es zu verlangen; denn die ersten Tage gehören Deinem lieben Weibchen und ich glaube doch, daß in Eurer freudigen Stimmung auch manchmal des verwaisten Webers gedacht wird, der fern von Euch herzlich mit Euch fühlt. – Ich muß ein bischen die Feder weglegen, wenn ich nicht weich werden will. –

Ich bin leider seit ein paar Tagen in der schrecklichen Stimmung, nicht arbeiten zu können. Von den verfluchten 6 Sonaten sind 5 fertig und die letzte kann ich nicht zusammen kriegen und doch möchte ich sie André schicken, damit ich hier fortkomme, es leidet mich nicht länger auf einem Fleck, die gute Zeit kommt näher und nun gehe ich los.

Was macht Dusch? und werde ich nie das Glück haben, einen Fetzen Papier von seiner Hand bemalt zu bekommen. etc. – –«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 221-222.
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