Margarethe Lang in Frankfurt

[209] In jeder Beziehung bedeutungsvoll sollte für Carl Maria sein nächster Ausflug werden, auf den der Schlußsatz des Briefes hindeutet, der sich, in Vogler's Begleitung, nach Frankfurt und Mainz richtete. Vom Frankfurter National-Theater aus war ihm, durch den Direktor Ihlée, Hoffnung gemacht worden, daß seine »Sylvana« daselbst zur Aufführung kommen könne, und er begab sich dahin, um diese Angelegenheit zu betreiben. Er fand zwar bald, daß dieselbe offenbar noch im weiten Felde sei, aber das Interesse für diese ihm so wichtige Sache trat vollkommen in den Hintergrund, als er hörte, daß Margarethe Lang, für die er in Stuttgart eine so warme Neigung gehegt, für die er so viele Thorheiten begangen hatte, in Frankfurt sei. Er verschwand für Vogler, eilte zu ihr und es muß ein wunderbarer Augenblick gewesen sein, als der so schwer verdächtigte, junge Mann wieder vor der geliebten Sängerin stand. Es scheint ihr Verhalten bei der darauf folgenden Auseinandersetzung aber kein solches gewesen zu sein, wodurch Weber's Neigung neue Nahrung erhalten hätte. Wahrscheinlich hatte sie dies beabsichtigt, denn obwohl Weber die Tage über, die er in Frankfurt blieb, fast unausgesetzt in ihrer Gesellschaft verbrachte, so schieden sie doch voll kommen kühl von einander, und Weber sah sich gänzlich von einer Leidenschaft geheilt, die unter andern Verhältnissen auf's Neue verderblich hätte in sein Leben treten können.

Der Humor des Schicksals wollte, daß er, an der Seite der verkühlenden[209] Geliebten sitzend, einem Concerte beiwohnte, das die Darmstädtische Hofsängerin Chelius und die Sängerin und Schauspielerin am Frankfurter Theater, Caroline Brandt, gaben, welche letztere in demselben eine Arie von Paër und dann in einem Terzette von Pittichio sang.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 209-210.
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