Differenz mit Liebich über Aufführung des »Don Juan«

[434] Es ist charakteristisch für Weber's unbegrenzte Liebe für Mozart's Werke und sein Streben sie in ihrer ganzen Integrität zur Darstellung zu bringen, daß er wegen der Aufführung des »Don Juan« zum ersten Male mit seinem Freunde, dem Direktor Liebich, in Differenzen gerieth. Liebich verlangte, aus Rücksichten der Oekonomie, daß das Orchester[434] auf der Bühne wegbleiben solle, weil die Musiker für das Erscheinen auf derselben extra honorirt werden mußten. Weber bestand auf der streng intentionsgemäßen Vorführung, machte geltend, daß die Lächerlichkeit stummer Musiker den Eindruck störe, daß man dann auch die »Vestalin« wegen der Hörner und Posaunen auf der Bühne nicht geben dürfe, und was sich sonst noch vorbringen ließ. Als aber Liebich, nach ziemlich heftigen Altercationen, auf seinem Sinne bestand, erbot sich Weber, »die Musik auf der Bühne lieber aus der eignen Tasche zu bezahlen, als der Oper auch nur ein Haar krümmen zu lassen.« In der Hitze der Discussion nahm Liebich das Erbieten an und Weber, dem der Vorgang in seinen Tagesnotizen den Ausruf abdringt: »Fängt jetzt schon die Kleinlichkeit der Privatverwaltung an, sichtbar zu werden? Traurige Aussicht für mich! Ich werde aber doch nichts weglassen! –«, hielt sein Versprechen und schreibt am 20. März: »Ich hatte heut die Ehre, zu Mozart's Ruhm, das Orchester auf dem Theater aus der Tasche zu bezahlen.« Schon nach der zweiten Vorstellung besann sich indeß Liebich eines Bessern.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 434-435.
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