Reinigung des Personals durch Dienstkündigungen

[414] Diese Neuerungen ungewohnter Art erregten natürlich einen wahren Sturm des Unwillens bei Orchester- und Opernpersonal und er sah sich, entschlossen die für recht erkannte strenge Ordnung durchzuführen, genöthigt, das Personal durch eine große Reihe von rasch aufeinander folgender Dienstkündigungen noch weit mehr zu decimiren, als es ursprünglich seine Absicht gewesen war, und des Orchesterdirektor Clement Ankunft, so viel immer möglich, zu beschleunigen.

Kaum genesen, überhäuften den Gewissenhaften, das neue Amt mit der ganzen Energie seines Charakters Erfassenden, die Geschäfte durchaus nur sekundär der Kunst angehörender Art, in solchem Maße, daß er an Gottfried Weber in einer Art von Desperation schreibt:[414]


»Prag den 21. May 1813.


– – Das Orchester ist in Rebellion! Die Correspondenz mit allen neu zu engagirenden Mitgliedern, als Sänger und Instrumentalisten; die Organisirung aller Contracte, neue Gesezze für's Orchester und Chöre, eine confuse Bibliothek in Ordnung bringen und Catalog verfassen etc. dazu das Ueberlaufen von Menschen – es ist unbeschreiblich. Partituren corrigiren, dem Theater Meister Decorationen beschreiben, den Garderobier etc. etc. Ich sollte um meine Gesundheit ganz zu befestigen nach Eger auf 4 Wochen gehen, und kann nicht, da der Andrang von Geschäften, die keinen Augenblick Aufschub leiden zu groß ist. ich stehe um 6 Uhr auf und arbeite noch oft um 12 Uhr Nachts. ich will Gott danken, wenn die Maschine nur erst im Gange ist, dann ist schon viel gewonnen. – –«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 414-415.
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