Weber kein politischer Charakter

[415] Es hat zu Weber's wunderlichsten Schicksalen gehört, daß man ihm, verleitet durch seine Compositionen von »Leyer und Schwert« und »Kampf und Sieg« in spätern Lebensjahren und nach seinem Tode fast den Charakter eines politischen Enthusiasten, eines Schwärmers[415] für die Ideen von Freiheit, Völkerselbständigkeit u.s.w. angedichtet hat, während ihm in der That, ein gut Theil in Schlesien eingesogenen Franzosenhasses abgerechnet, jede Betheiligung an der politischen Ideengährung damaliger Zeit fern lag und keine auf uns gekommene, mündliche Aeußerung, keine Bemerkung in einem Briefe oder in seinem Tagebuche auch nur entfernt darauf hindeutet, daß er sich für die Schwankungen des großen Völkerkampfes lebhafter, als dieß in der allgemeinen Stimmung lag, interessirt, oder mit Wärme Partei ergriffen hätte.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 415-416.
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