Weber, Operndirektor in Prag

[401] Und schlug ein! – Wie immer gingen ihm auch hier seine Pflichten als Mensch über Alles! – –

Seine Verpflichtungen begannen mit dem 1. April. Liebich ließ aber seinen Gehalt sofort zahlen. Zu Ostern sollte die Oper aufgelöst, durch Weber im Sommer reorganisirt werden und im September ihre Vorstellungen beginnen. Die Zwischenzeit sollte Weber zu einer Studien- und Engagementsreise nach Wien und zu genauer Kenntnißnahme der Prager Verhältnisse benutzen.

Letztere lagen ihm sehr am Herzen, nachdem er durch Gänsbacher's thätige Mitwirkung und unter der wunderbaren Empfindung, eine Heimath zu haben, sich eine Häuslichkeit geschaffen hatte. Mit der ihm jetzt beiwohnenden Akkuratesse, die sich mit den Jahren fast bis zur registratorhaften Peinlichkeit steigerte, hatte er hier alles regulirt und bedungen, bis auf Heizung, Licht und Stubenscheuern herab. In der Einrichtung der beiden kleinen Zimmer, die er bewohnte, durfte[401] Stiefelknecht, Hammer, Zange und Nachtlampe nicht fehlen; alles kaufte und besorgte er selbst. War es doch eigentlich das erste Mal, daß er sich ein Nest baute!

Die Geselligkeit, in der seine Empfehlungsbriefe, Gänsbacher's und Liebich's Einfluß ihn bald heimisch, sein Talent bald glänzen machte, ließ seinem geübten Blicke bald ein Bild der musikalischen Wesenheit des Prager Publikums gewinnen. Und diese Geselligkeit öffnete sich ihm in allen Schichten der bürgerlichen Kreise.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 401-402.
Lizenz:
Kategorien: