»Männer und Buben«

[465] Dieser glücklichen Muße, diesem fruchtbaren Zusammenleben entriß Weber ein neuer Sturmbrief Lie bich's, dem er nun nicht mehr widerstehen konnte, so daß er sich sogar entschloß, mit Aufgabe eines Theils des ihm so nöthigen Urlaubes und des fast schon arrangirten Concerts in Leipzig, von dem er sich durch Vorführung seiner neuen Lieder, deren zündende Kraft ihm nicht verborgen war, viel Vortheil und Ehre versprach, direkt und nur mit einem kurzen Aufenthalte in Altenburg, wo er am 21. eintraf, am 23. Concert gab und das prachtvolle Körner'sche Lied: »Männer und Buben« niederschrieb, nach Prag zurückzukehren, wo er den 25. anlangte.


Er schreibt an Lichtenstein am 18. October:


»– – Je näher ich dem großen Steinhaufen kam, je gepreßter fühlte ich meine Brust und wahrlich meine Ahnung hatte mich nicht betrogen, denn ich war in wenig Tagen wieder ganz in der alten unglückseeligen geisttödtenden Stimmung. – –«


Und an Rochlitz am 8. November:


»– – Wie wehe, innig wehe, es mir that, um 14 Tage früher als ich dachte nach Hause zu müssen, kann ich Ihnen nicht genug beschreiben, und war ich damals gar nicht im Stande es Ihnen auch nur zu sagen. Nun reut es mich so halb und halb (wenn es nämlich Jemand reuen kann seine Pflicht im weite sten Sinne des Worts erfüllt zu haben). Denn so nöthig ich auch hier war, so hätten doch diese 14 Tage keinen Unterschied gemacht, und der kläglich verzweifelnde Brief des Direktor Liebich, der von Contrakts-Arrangements auf mehrere Jahre hinaus mit Sängerinnen sprach etc., die Oper schließen zu müssen fürchtete etc., war nichts als ein etwas stark ausgesprochener Wunsch, durch mich bald wieder eines Theils seiner Last sich enthoben zu sehen, und Dank und Nothwendigkeit standen in keinem Verhältniß zu dem Opfer das ich gebracht hatte. item – wieder eine Lehre für die Zukunft. – Traue dem Jammer eines Direktors nur halb, und bleibe bis auf die letzte Minute Deines Urlaubs. – –«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 465-466.
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