»Trost.« »Mein Vaterland«

[467] Mitten in all den Mißhelligkeiten wurden, nicht componirt, denn sie waren, wie Weber's Arbeiten alle, längst vor der Niederschrift fertig, sondern nur niedergeschrieben, die schönen Gesänge aus »Leyer und Schwert«: »Schlacht, du brichst an« am 10. October, das »Reiterlied« am 20. Oct., das »Gebet vor der Schlacht« am 21. Oct., das »Gebet während der Schlacht« am. 19. Nov. und am 20. Nov. das poesievollste und euphonischste von allen Liedern dieser Art: »Die Wunde brennt, die bleichen Lippen[467] beben«, denen dann bis zu Ende des Jahres noch der »Trost« und »Mein Vaterland« folgte, so daß die Niederschrift dieses Cyclus deutscher Nationallieder im besten Sinne des Worts, im kurzen Zeitraume vom 13. Sept. bis 31. Dec. 1814 zusammengedrängt liegt, während die Conception und Composition selbst wahrscheinlich in die 6 Wochen vom Anfang August bis Mitte September fällt.

An Lichtenstein, der seine Angelegenheit in Berlin eifrig betrieb, schreibt er am 21. Nov., als er hörte, daß auch Bernhard Romberg für die ihm etwa bestimmte Stelle in Berlin in Frage kommen könnte:


»– – Auf meine Antwort an Brühl habe ich noch keine Rückantwort erhalten, tappe also total im Finstern. Was Du in der Sache gethan hast, billige ich dankend. Du hast gut und ganz in meine Seele hinein gehandelt, daß Du mit Romberg geradeweg von der Sache gesprochen hast, denn ich kenne keinen Preis, der mich vermögen könnte die Achtung und Liebe eines braven Künstlers durch Hinterlist aufs Spiel zu setzen. Wir lassen uns beide suchen und wen's trifft, der wird wahrhaftig dem andern darum kein scheel Gesicht schneiden. Die Geschichte und das Geberden meines dicken (Namens) Vetters4 kommt mir sehr komisch vor und unter 2 so großen Uebeln sucht er also doch nach dem scheinbar kleinsten zu greifen5. etc.«

»etc. Ich habe unterdessen auch einen Antrag von Kotzebue, der die Leitung des Theaters in Königsberg übernommen hat, erhalten, der schmeichelhaft genug war, für den ich aber dankte. etc. – –«


Mancherlei, wahrscheinlich schmerzliche, Differenzen mit seiner Braut in Lebensanschauungen und Prinzipien, entpressen ihm, auf Lichtenstein's frohe Anzeige von seiner Verlobung, in demselben Briefe den schmerzlichen Ausruf:


»– – Gott schenke Dir ein braves Weib, die Dich glücklich oder doch nicht unglücklich macht, das ist schon sehr viel. ich komme[468] täglich mehr und mehr von dieser schönen Hoffnung zurück, Ich lebe wie ein Betrunkener, der auf einer dünnen Eisrinde fröhlich tanzt und sich trotz seiner bessern Ueberzeugung gern überreden möchte das sei ein fester, sicherer Boden. Gott sei Dank, daß mein Gemüth die Ruhe zur Arbeit wieder gefunden hat. Ich bin längst ausgesöhnt und in vieler Hinsicht recht glücklich, aber 1000 kleine Dinge die zuletzt ein Großes bilden, geben mir Stoff zu trübem Blick in die Zukunft, es ist abermals nicht das was ich verlange. Ich weiß daß meine Forderungen überspannt sind aber um mich glücklich zu machen, müssen sie erfüllt werden. Ich liebe sie von Herzen und ist es bei ihr keine Wahrheit so ist hiermit der Schlußakkord für mein übriges Leben erklungen. Ich werde leben, vielleicht sogar heirathen – glauben – lieben – nie mehr! – etc.«


In seinem Dienste brachte eine rasche Folge auf einander Mozart's »Titus«, die Oper von Mozart, die er am wenigsten hoch von diesem vergötterten Meister hielt, und Wentzel Müller's »Neues Sonntagslied«.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 467-469.
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