Concert am 26. August 1814

[458] Sehr freudig überraschte Weber die Ankunft seines theuern Bärmann in Berlin, der, seit Jahr und Tag, mit der Sängerin Harlas aus München die Welt durchreiste, doch realisirte sich Weber's Hoffnung nicht, die Beiden in seinem Concerte, das, oftmals verschoben,[458] endlich am 20. August zu Stande kam, mitwirken zu sehen. Weber hatte dießmal Nichts versäumt, was nach damaliger Sitte zum Erzielen eines guten Concerts erforderlich war, und unzählige Visiten gemacht und Briefe geschrieben. Die Besuche bei König und Prinzen »unter dem Einflusse seines bösen Sterns« schildert er:


»– – Den 24. war ein stürmischer Tag. Der Wagen ließ mich sitzen und dann der Buchdrucker mit den Zetteln, die ich zu den Visiten beim König, den Prinzen etc. haben mußte, ich fuhr danach endlich und verfehlte sie, wie ich ihrer zuletzt habhaft wurde, so fuhr der König in dem Augenblicke, da ich am Palais anlangte weg. Ich ihm nach nach Charlottenburg. Da war er spatzieren und nicht zu finden. Ich wieder herein zum Kronprinzen1 der mich mit der ausgezeichnetsten Güte und Artigkeit empfing. Dann zu den übrigen Prinzen und Prinzessinen, bis 1/24 Uhr. Dann zu Tische bei Beers, darauf mit Mad. Schulz gesungen und endlich um 12 – zu Bett. Den 25. verfehlte ich den König abermals 2 Mal, hatte dann Probe (vom Concert) von 10 bis 2 Uhr, aß bei Lauska und fuhr um 6 Uhr nach Schönhausen zu Brosens, wo große Gesellschaft war und ich viele interessante Petersburger Bekanntschaft machte, selbe aber auch mit vielem Guitarr Geklimper bezahlen mußte. Den 26. hatte ich noch eine Menge Visiten zu machen, Einladungen und andere Arrangements, speiste bei Beers mit dem Großkanzler (Hardenberg) und fuhr um 6 Uhr ins Theater, wo dann endlich um 7 Uhr mein Concert losging, wie Du aus beiliegendem Zettel ersehen kannst. Ich hatte ein höchst auserlesenes, zahlreiches und dankbares Publikum und empfand einmal wieder, was es ist mit Enthusiasmus aufgenommen zu werden, und Orchester und Sänger mit so vieler Liebe und Eifer arbeiten zu sehen. Nach meiner Phantasie, worein ich ein Lieblingslied vom seeligen Himmel2 verwebte, wollte der Lärm kein Ende nehmen und fing immer wieder von Neuem an, so lange ich auf dem Orchester sichtbar war, so daß ich[459] mich unter lauter Bücklingen retirirte, dann waren Lichtenstein und noch einige gute Freunde mit mir zusammen beim Sonder und um 2 Uhr lag ich endlich hundemüde im Nest. – –«


Weber gab in diesem Concerte sein neues Pianoconcert in Es, von dem besonders das herrliche Adagio (H dur) gefiel und seine geistvolle Art, das Crescendo in seine Phantasie zu verweben, erregte die größte Bewunderung. Die vortreffliche Sängerin Schulz sang seine Arie zu »Athalia« und den Schluß bildete die Hymne: »In seiner Ordnung schafft der Herr«, wo auch wieder der Choral: »Drum lerne still dich fassen«, mächtig durchschlug.

Bei dem Souper nach dem Concerte dichtete Gubitz am Tische einige Verse zur Ehre Weber's. Dieser ergriff das Blatt, schrieb die Stimmen zu einem Quartett-Canon darunter und die kunstgeübte Gesellschaft sang ihn sofort vom Blatt.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 458-460.
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