Weimar 1814

[463] In Weimar erfuhr er, daß die Großfürstin den 11. nach Wien abreise. Kaum erhielt diese aber Notiz, daß er in Weimar sei, als sie zu ihm schickte, ihn holen ließ und, schon in Reisetoilette, in der liebenswürdigsten Weise eine Stunde mit ihm verplauderte und ihn für nächstes Jahr einlud.

Hier empfing Weber auch einen Brief des Direktor Liebich, der ihn, Angesichts der beginnenden, ungewöhnlich glänzenden Saison und der sich immer deutlicher herausstellenden Unfähigkeit des, als Musiker und Geiger so tüchtigen Clement zum Orchesterleiter, auf das Eindringlichste um sofortige Rückkehr bat. Weber wurde schwankend, aber der Drang nach einigen ruhigen Arbeitstagen, die er in Gotha zu finden hoffte, und in denen ein Theil des fertig aufgespeicherten Stoffs herrlicher Lieder, der ihm Kopf und Brust mit Geburtwehen bedrängte, zu Papier kommen sollte, ließ ihn darüber hinweggehen. Er fuhr am 11. Sept. nach Gotha. Hier traf er den Herzog nicht an, der eine Zeit lang auf seinem alten, kaum eingerichteten Schlosse Tonna (oder Gräfentonna) haufte, um kürzlich dort entdeckte Schwefelquellen,[463] durch eigenen Gebrauch des Bades in Credit zu bringen, und mußte ihn daher daselbst aufsuchen.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 463-464.
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