Aufführung von »Kampf und Sieg«

[523] Alle Aussichten auf ein gutes Concert waren daher vorhanden, sein »Stern« schickte aber am Abende desselben ein so furchtbares Regenwetter, daß sich der Saal nur halb füllte, was ihm, da die Einnahme den Invaliden zufiel, doppelt unangenehm war.

Brühl hatte das Haus glänzend erleuchten lassen und das Ganze dadurch und durch die Stimmung des Publikums einen festlichen Charakter bekommen.

Weber berichtet über die Aufführung, in Uebereinstimmung mit den alles Lobes vollen Zeitblättern, an Caroline wie folgt:


»– – Vor Allem andern muß ich Dir mein geliebtes Leben Nachricht von dem glänzenden Erfolge des gestrigen Abends geben; der ganze Hof war in Galla zugegen und das Haus ziemlich besetzt. Die Ouvertüre5 ging stillschweigend vorüber. nun kamen aber die Lieder6 die Spektakel erregten und der im Opernhause unerhörte Fall daß Lützows wilde Jagd wiederholt werden mußte. Hierauf die Kantate die von dem großen trefflichen Orchester und 80 – 90 Sängern7 herrlich ausgeführt wurde und den größten Enthusiasmus erregte. Nach der Schlacht wo das God save the king eintritt wollte der Jubel kein Ende nehmen. Der König schickte sogleich den Grafen Brühl zu mir um mir zu sagen, daß er außerordentlich ergriffen sei[523] und das Werk nochmals zu hören wünsche. Ich muß alsonolens volens noch einige Tage zugeben und heut über 8 Tage das Werk wiederholen, welches mir hoffentlich was eintragen soll, denn der Enthusiasmus war allgemein, alles stürmte aufs Theater und ich wurde beinah erdrückt in Jubel und Dank von allen Seiten. – –«


Bei dem zweiten Concerte, das er nun sofort veranstaltete und dessen Ertrag ihm selbst zu Gute kommen sollte, waltete sein »Stern«. Weber hat nie viel pekuniären Vortheil von seinen Concerten gehabt. Er schreibt:


»– – Gestern fing ich meine abermaligen neuen Concertanstalten an, als gegen Mittag die Nachricht kam, daß die weltberühmte Sängerin die Catalani ankomme. – – etc. auf jeden Fall thut mir dieß großen Schaden, da jeder sein Geld sparen wird, die Catalani zu hören und wo das Billet gewiß 1 Louisd'or kosten wird. Nun, wie Gott will. Ich bin froh daß ich expedirt bin und die übrigen paar Tage meines Aufenthaltes mehrere äußerst wichtige Arbeiten vollenden kann. – –«


Obgleich bestürmt von allen Seiten, das Concert zu verschieben, bis der Catalanitaumel, denn diesen Charakter hatte die Begeisterung der leichtentzündeten Berliner für diese eminente Frau, die eine Art Gravitationskraft für das Geld besessen zu haben scheint, so flog es ihr aus allen Taschen zu, etwas verrauscht sein würde, entschloß sich Weber doch, sein Concert kurz vor dem der Catalani, am 23. Juni, zu geben. Es heißt in einem Briefe vom 25. an Caroline:


»– – Ich gab guten Muths mein Concert. Zu allem Unglück kam noch, daß nach 4wöchentlichem elenden Wetter gerade den 22. das schönste Wetter einfiel und auch den 23. Morgens noch kein Wölkchen zu sehen war. auf einmal um 1 Uhr fing es an zu regnen, und siehe da das Concert war so gar schlecht nicht. Freilich hätte ich ohne die Catalani bestimmt 100 Louisd'or mehr eingenommen, aber so war ich froh noch ohne Schaden durchzukommen, da die Unkosten sich auf 300 Gulden Conv. M. belaufen. Der Beifall war abermals[524] ungeheuer. Lützows wilde Jagd wurde wieder da capo gerufen und ich hatte alle Ursache aufs vollkommenste Zufrieden mit dem Enthusiasmus und der allgemeinen Liebe zu sein. Die Ausführung trefflich. Tags vorher hatte ich die Catalani beim Fürsten Radziwill bewundert und wurde zugleich der Königin der Niederlande vorgestellt, die mich mit Höflichkeiten über meine Cantate überschüttete. – –«


Weitaus die ergreifendste Huldigung war aber Weber die im gleichen Briefe erzählte:


»– – Gestern erhielt ich einen Brief von dem gesammten Chor Personale, der mich sehr freute und rührte. Aus Dankbarkeit und Achtung für meine Composition thun sie sämmtlich auf ihr Honorar in meinem Concert Verzicht, und fühlen sich aufs Schönste durch meine Zufriedenheit belohnt. – –«


Mit Beziehung auf Carolinens, oft von ihm verspottete Ahnungen, schreibt er über das Anhören von Radziwill's Composition des »Faust«:


»– – Manchmal treffen doch Deine Ahnungen ein! – (oho! jetzt spitzt Du die Ohren.) Den 17. wo Du so eine Angst hattest, hat mich wirklich der Teufel in seinen Klauen gehabt. ja ja gewiß, denn ich ersehe aus meinen Notizen, daß ich Abends bei Fürst Radziwill die Scenen aus dem ›Faust‹ von Göthe gehört habe, die er componirt hat. Deiferl hat mir aber Nichts gethan sondern mir viel Vergnügen gemacht. – –«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 523-525.
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