Beseitigung der Störungen

[499] Während er, um seiner Empfindungen, deren demoralisirende Kraft er jetzt vollständig erkannte, Herr zu werden, sich mit aller Energie seiner geschäftlichen Thätigkeit widmete, wozu ihn der vernachlässigte Zustand der Oper, die in Clement's Händen wieder gekrankt hatte, aufforderte, führte ihn ein schöner Herbst mit Gänsbacher in die höchst anmuthige und erheiternde Geselligkeit einer Besitzung, die Liebich vorm Thor gekauft hatte und die in einem ziemlich einsam gelegenen Hause bestand, an dem ein wachestehender Soldat in Lebensgröße angemalt war und die deshalb »die Schildwacht« hieß. Hier versammelten sich die Künstler des Theaters und die Mitglieder der guten Gesellschaft der Stadt oft zu zwanglos anmuthiger Gesellschaft, bei denen auch Caroline, das Schooßkind Aller die sie kannten, selten fehlen durfte, und hier war es daher auch, wo die Liebenden sich wieder näherten[499] und ihm sein Glück, das durch diese Stürme nur gefestigt schien, wieder offenbar wurde.

In seiner Abwesenheit waren nur drei Opern einstudirt und aufgeführt worden: »Babylons Pyramiden« von Winter, »Der neue Gutsherr« von Boyeldieu und die Posse »Der travestirte Aeneas« mit Potpourri-Musik.

Bei der Einstudirung eines guten, ihm selbst zusagenden und Feinheit der Durchführung fordernden Werkes, hoffte Weber die eingeschlichenen Schwächen der Opernleitung wieder zu corrigiren und die Wiederübernahme der Direktion durch ihn dem Publikum in würdigster Weise kundgeben zu können.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 499-500.
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