Brief an Rochlitz vom 22. April

[517] »Mein theurer Freund.


– – Binnen wenig Monaten werde ich also ganz wieder der Welt angehören, und folglich auch alle Leiden und Unannehmlichkeiten des reisenden Künstlers zu tragen haben, auch oft vielleicht durch üble Zufälle gedrängt, auf die sichere Existenz zurückblicken, aber ich werde auch mehr leisten, ich werde mir nicht selbst in der aufgedrungenen Schlaffheit unerträglich seyn, und mein Wissen wird sich mit jedem Schritte bereichern. etc. «

»– – Wir haben jetzt den Klavierspieler und Componisten Hummel aus Wien hier und seine Anwesenheit ist mir ein neuer Sporn geworden, täglich ein paar Stunden dem Pianoforte zu widmen. Sein Spiel ist außerordentlich sicher, nett und geperlt, auch zuweilen elegant. Ganz das, was Clement als Violinspieler ist. Das eigentliche, tiefere Studium der Natur des Instruments ist ihm aber ganz fremd geblieben. Er hat hier durch seine unermüdliche Präzision ungemein viel Aufsehen gemacht in seinem Concert, den 19ten. Er giebt ein Zweites künftigen Freitag den 26sten. Auch Sie werden ihn bald hören, und gewiß sehr erfreut über diese mechanische Vollendung in der flacheren Spielart sein. Auch ist er ein herzlicher, gerader Wiener, gefällig und prunklos mit seiner Kunst wie es rechtens ist. etc.«

»– – Ich fange nun an meine Cantate in alle Länder zu zerstreuen, und möchte sie besonders gern in Berlin den 18. Juni selbst aufführen, wozu ich den König, bei Uebersendung der Partitur, um Erlaubniß gebeten habe. Auf jeden Fall besuche ich diesen Sommer Karlsbad auf ein paar Wochen. Die Theaterlust hat mir so manchen rheumatischen Stoff etc. in den Körper gejagt, daß es mir sehr nothwendig ist. Erst vor Kurzem habe ich an einer Halsentzündung[517] 8 Tage das Bett und Zimmer gehütet und kann mich noch immer nicht ganz erholen etc.«

»Beethoven's Schlacht bei Vittoria ist zwei Mal hier gegeben, und hat beinah mißfallen, wahrscheinlich weil die Erwartung zu hoch gespannt war, und es mit dem, die wirkliche Schlacht darstellen wollen, immer eine mißliche, ja unwürdige Sache ist. Ich habe dabei die (wohlverzeihliche) Freude erlebt, daß dabei das Andenken an meine Cantate sehr lebendig wieder im Publikum zu meinem Vortheil geworden ist, und man jetzt erst allgemein mit Enthusiasmus ihrer erwähnt. – – etc.«


Weber schrieb über die Concerte Hummel's am 19. und 26. April zwei Besprechungen, die im »Sammler« (?) erschienen und die wir im III. Bande des Werkes mittheilen.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 517-518.
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