Carolinens Gastspiel in Berlin

[535] Seinerseits war Weber durch den Zauber entzückt worden, den Caroline's Geist, Grazie und Liebenswürdigkeit auf alle Kreise übte, in die er sie mit besonderem Behagen einführte; wie sie seine Freunde alle, die Wollank's, Rungenhagen's, Lichtenstein's, Gern's, Brose's, Voitus', Schrökh's, Jordan's, im Sturm eroberte und man das Paar mit noch größerer Liebe und Freude begrüßte, als sonst den jungen Meister allein, obgleich man an die Braut (denn als solche wurde Caroline stillschweigend betrachtet) des Verehrten einen hohen Maßstab legte. Auch auf Brühl, und dieß war für Weber von noch höherem Werthe, das große Schauspielerpaar Wolff, machte sie den vortheilhaftesten Eindruck, so daß sie bei ihrem Auftreten auf's liebevollste von allen Seiten unterstützt wurde und niemand staunte, niemand sie beneidete, als sie gleich in ihrer ersten Gastrolle als Gurli in den »Idianern in[535] England« den vollkommensten Succeß errang und das leichtentzündliche Berliner Publikum voll vom Reiz und Talent der »kleinen Brandt« war.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 535-536.
Lizenz:
Kategorien: