Erster Aufsatz Weber's zur Einführung darzustellender Opern

[500] In Berlin hatte er im Beer'schen Hause mehrfach mit Schmerz hören müssen, daß Meyerbeer's für Stuttgart geschriebene, auch in Wien am 20. Oct. 1814 unter dem Titel: »Die beiden Kaliphen« gegebene Oper: »Alimelek« (die in Stuttgart den Titel: »Der Wirth und sein Gast«, anderwärts den von »Aus Scherz – Ernst« führte), die er mit Aufwand seines ganzen Talents und Wissens sorgsam gearbeitet hatte, so gut wie keinen Erfolg gehabt habe und von der Kritik grausam angegriffen worden sei, die seine Originalität als bizarr und gesucht, seine Charakteristik läppisch oder ordinär, seinen Gesang hart bezeichnet und die »Melodie nicht die Sache dieses Componisten« genannt hatte. Er studirte das Werk, glaubte dasselbe erneuter Vorführung würdig finden zu können, und beschloß, der deutschen dramatischen Musik, seinem Freunde, dem Prager Publikum und sich selbst einen Dienst durch sorgsamste Inscenesetzung dieses Werks zu leisten. Nicht genug damit, suchte er, um das Verständniß des Werks und der Art des Meisters bei dem Publikum zu sichern, denselben bei diesem mit seinem Werke durch einen ausführlichen Aufsatz einzuführen, den er vor der Aufführung zunächst in einem Prager Localblatte erscheinen ließ. In diesem Aufsatze, den wir in ganzer Ausdehnung im III. Bande dieses Werkes mittheilen, giebt er, in wenig Worten, eine heut noch zutreffende Charakteristik des Talentes, dem wir »Robert den Teufel« verdanken. Es war dieß der erste einer langen Reihe ähnlicher Aufsätze, die er, von da ab, den in Prag und Dresden neu aufzuführenden[500] Opern voranschickte. Die Absicht war eine treffliche, ob das Vorgehen, das ihm von vielen Seiten her als für einen ausübenden Künstler unpassend verdacht wurde, es wirklich war, muß dahin gestellt bleiben, gewiß ist, daß sein Beispiel eine Menge unwürdige musikalische Skribler auf schlimme Bahn führte. Er schreibt darüber an Gottfr. Weber am 2. Febr. 1816:

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 500-501.
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