Hoffmann's »Undine«

[537] Schon am 20. November verließ Caroline Berlin, um ihr Gastspiel in Dresden anzutreten und Weber, wunderbar gehoben durch den Gedanken, nun an ein Wesen in Liebe sein ganzes Sein unlöslich verpfändet zu haben, kehrte an seine Arbeiten zurück, konnte aber, durch diese Verlobung mit der liebenswürdigen Schauspielerin auf's Neue Gegenstand der öffentlichen Aufmerksamkeit geworden, nicht vermeiden, daß er von der Geselligkeit mehr als je in Anspruch genommen wurde. Sie trug ihm indeß eine wesentliche Frucht durch das Bekanntwerden mit Ludwig Devrient. Der große, nervös sehr zerrüttete Künstler kam zu Hoffmann, als dieser einem Kreise, in dem sich auch Drieberg und Brentano befanden, den Text zu seiner »Undine« vorlas, die den 24. in Scene gehen sollte, und entfernte sich sehr brüsk, als die Vorlesung ihn langweilte. Weber hat nie viel mit Devrient verkehrt, alle die Erzählungen von seinen Vigilien mit ihm und Hoffmann bei Lutter und Wegner sind plump und ganz außer dem Geiste von Weber's Wesen erfundene Mährchen. Ueber »Undine« schreibt Weber an seine Braut:


»– – Abends war Undine, in die ich mit der gespanntesten Erwartung ging. Die Musik ist ungemein charakteristisch, geistreich[537] ja oft frappant und durchaus effektvoll geschrieben, so daß ich große Freude und Genuß daran hatte. Gegeben wurde sie sehr gut und die Schönheit der Dekoration ist wirklich außerordentlich. – – Ich war so erfüllt davon, daß ich gleich nach dem Theater zu Hoffmann lief ihm meinen Dank und Theilnahme zu bezeigen. etc.«


Auch seines Freundes Drieberg Oper, »Frau Rußkachel«, ging am 11. December in Scene und weckte, ohne ihn sehr anzusprechen, sein lebhaftes Interesse.

Von Arbeit und Treiben müde, denn er hatte im November und December 1816 außer den oben genannten musikalischen Arbeiten auch noch einen Aufsatz über »Undine« (vide III. Band), einen solchen über die deutsche Oper für ein Künstler-Lexikon (?) und einen Abschnitt »Künstlerleben« producirt, schreibt er an Caroline:


»– – Ich bin von dem vielen Sizzen und angestrengten Denken ganz düster im Kopfe geworden, aber voll frohen Muthes und guter Hoffnung für die Zukunft im Herzen! –«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 537-538.
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