Reicher Ertrag des Jahres 1815

[508] Das Concert lieferte ihm einen Reinertrag von 930 Gulden 8 Te. Ueberhaupt zeichnete sich das Jahr 1815 in Weber's Leben durch reich zufließende Einnahmen aus, deren Gesammtbetrag von fast 10,000 Gulden W. W. (ca. 3000 Thlr.) ihm gestattete, einen großen Theil seiner Stuttgarter Verpflichtungen zu tilgen. Die letzte zu lösen war ihm im Februar 1816 vergönnt.


Je fester sich Weber's Entschluß gestaltete, seine Prager Stellung, die ihn in keiner Weise mehr förderte, aufzugeben und, entweder eine große Kunstreise zu machen, oder, wenn das Glück ihm eine solche böte, in eine neue, gesicherte und über seine jetzige, hervorragende Stellung zu treten, je offner er von diesem Vorhaben sprach, um so mehr schienen die Prager seines Werthes inne zu werden. Man beeiferte sich, seinen Umgang noch zu genießen. Die ihm befreundete Aristokratie zog ihn mehr als jemals in ihre Kreise, der Oberst-Burggraf Kolowrat, Graf Klebelsberg, die Gräfin Dessous machten sich ihn in ihren Salons streitig. Vor des Grafen Clam niedlicher Privatbühne, auf der die Jeunesse dorée von Prag sich am 12. März sogar an Schiller's ›Maria Stuart‹, nicht ohne Glück, wagte, durfte er bei den heitern Proben und glänzenden Aufführungen selten fehlen, und Graf Nostitz, der tapfere Cavalleriegeneral, der beinahe eben so gut Noten setzte als Schwadronen commandirte, entführte ihn fast gewaltsam seinen Arbeiten, als des Grafen am 15. Mai aufgeführte Symphonie und dessen am 18. Mai in seinem Palais gegebene Oper »Feodora« einstudirt wurden,

Auch auf das Empfinden Carolinens, die, zu Anfang des Jahrs 1816, gleichzeitig mit ihm, eine nicht ungefährliche Krankheit überstand, wirkte das Gefühl der nahen Trennung aufklärend und läuternd zurück sie zeigte ihre Neigung freier und wärmer, ja drang sogar, vom Mitleid für seine Vereinsamung bewegt, bei ihrer Mutter darauf, daß[508] diese ihn in tägliche Tischkost nahm, wodurch seine Behaglichkeit ungemein vermehrt wurde, und so kam es, daß sein Seelenzustand sich in überraschender Weise auffrischte und einen Theil jener Spannkraft, jenes übermüthigen, derben Humors zurückerhielt, der ihn früher so liebenswürdig-originell charakterisirte, und den ihm der Druck der letztverlebten Jochjahre fast ganz genommen hatte.

Lebendigen Ausdruck erhielt diese Rückkehr seines Humors durch die herzlich lustige Betheiligung an, bis dahin fast ganz von ihm gemiedenen, rauschenden Vergnügen mancherlei Art, vor allem an maskirten Bällen, für die er immer eine Vorliebe behalten hat und immer einige drollige Schalksgedanken im Hinterhalte hegte, deren Gelingen ihn, selbst in spätern Lebensjahren, mit kindlicher Freude erfüllen konnte.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 508-509.
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