Anhang.
Künstlers Liebeswerbung.

[302] Wer versteht denn die Götterkraft.

Die in mir lebt, die aus mir schafft,

Wonnigen Schmerz und jubelnde Lust

Gießt in jede Brust?


Der Lieb' im Arm',

Für Freundschaft warm,

Der hohen Kunst geheiligt,

Giebt's etwas Größeres noch, so sprich!

Mädel, ich frage Dich.


Brauchst nicht zu schrecken, liebes Kind,

Feurig auflodert der Künstler geschwind,

Aber das ist just der klarste Beweis,

Daß er zu lieben weiß.

Mein Sinn ist froh,

Und nirgendwo

Hab' Thränen ich verschuldet.[302]

Mädel, ich schaue an Dir

Herrliche Gotteszier;

Frisch und entschlossen sprich:

Junge, ich liebe Dich!


Lieben ist auch freie Kunst,

D'rum nicht erschleichen will die Gunst;

Liebst Du die Kunst nicht auch in mir,

Zieht es mich weg von Dir.

Doch, siehst Du ein,

Wie hoch und rein

Die Kunst und die Liebe heben,

Mädel, so schau' mich an und sprich:

Junge, ich liebe Dich!


Ueber den Componisten A–e.

Ihr tadelt? Nein, bewundert diesen Mann,

Dem einst kein Gott den Vorzug rauben kann,

Daß selbst im Scheiden von dem Leben

Er nicht den Geist braucht aufzugeben.


Der Bravour-Sängerin Tembila.

A.


Von oben herab, von unten hinauf!

Mein Gott, welch ein entsetzlicher Lauf!


B.


Man muß es gesteh'n, daß ihr Trillern gelingt,

Nur Schade, daß sie vor Singen nicht singt.


An den berühmten Variationen-Schmidt G–k.

Kein Thema auf der Welt verschonte Dein Genie,

Das simpelste allein – Dich selbst – variirst Du nie.


Trinkspruch.

[303] Die Frauen sind die Melodie,

Die wahrhaft zeuget Harmonie

Des Lebens.

Deß preis't sie hoch! Denn ohne sie

Wär' aller Componisten Müh'

Vergebens.


Anagramm-Charade.


Ich bin ein hehres, ernstes Wesen,

Dem wahrer Meister nur gebeut,

Der nun, vor allen auserlesen,

Dem Dienste Gottes mich geweiht.

Denn einfach, fest, und fähig doch der größten

Und schönsten Mannigfaltigkeit,

Entwickelt er in mir allein am besten

Des Wissens, wie des Geistes Fähigkeit.


In frühern Zeiten da die Kunst beinah'

In ihrer Wiege noch gelegen,

Stand ich in meiner höchsten Blüthe da,

Und jedes folgte meinen Wegen,

Im Heilig pries ich Gott,

Durch Händel jubl' ich ihm.


Willst Du mein Wesen nun ergründen,

Kannst Du es ganz in diesen Zeilen finden:


Festigkeit bezeichnet meinen Gang,

Unabänderlich ist der Gesang.

Gegensatz verbindet sich mit mir,

Eins in dem Einen bilden wir.


Fußnoten

1 Der Redaktion der Leipziger Musik-Zeitung.

Der Herausgeber.


2 Von Vogler's Hand auf das Concept des Aufsatzes geschrieben, das mehrfach Spuren einer Revision durch ihn trägt.

D.H.


3 Hier fehlt der Textanfang: Ich dank dir, lieber Herre.

D.H.


4 Bis zu den Worten: »hineinzulegen gewußt« von Gottfried Weber's Hand im Concept geschrieben.

D.H.


5 Von Vogler's Hand im Concept.


6 Eben so.

Der Herausg.


7 Der Aufsatz ist im Concept zum großen Theile von Capellers Hand geschrieben.

D.H.


8 Der von Berlin datirte Aufsatz ist in München geschrieben. cnfr. I. 273.

D.H.


9 Der chronologischen Ordnung wegen haben zwischen diese Notizen Referate über Concerte etc. geschoben werden müssen.

D.H.


10 Diese dramatisch-musikalischen Notizen mußten, um des Beibehaltens chronologischer Ordnung willen, an drei Stellen durch Einschaltung von Aufsätzen anderer Art unterbrochen werden.

Der Herausgeber.


11 Wie im Cortez das Gegentheil vorhanden.


12 Die zweite Vorstellung war in dieser Rücksicht tadellos und in der dritten war hin und wieder die Intonation nicht ganz sicher.


13 Als Probe von Weber's Darstellungsweise in dieser Gattung mitgetheilt.

Der Herausg.


14 Mozart, geboren 1756, schrieb 1767 das lateinische Drama Apollo und Hyacinth; 2) 1768, Bastien et Bastienne; 3) la Finta semplice; 4) und 5) zwei unvollendete Opern, 1770; 6) Mitridate, zu Mailand, 1771; 7) Ascanio in Alba, 1772; 8) Il Sogno di Scipione und 9) Lucio Silla; 1774; 10) la Finta Giardiniera, München, 1775; 11) Il Re pastore; 12) Entre-Akts und Chöre zum Trauerspiele Thamos, und 1780 für München, 13) Idomeneo. (Siehe Gerbers tonkünstl. Lexikon.)


15 Bruder des Componisten und Virtuosen Ferdinand Fränzl zu München, der später Operndirektor und Kapellmeister daselbst war und 1831 zu Mannheim starb.

Der Herausgeber.


16 Aufgeführt im Mai 1811 in Berlin.


17 Da wir den hier angezogenen Aufsatz »Ueber Jacob und seine Söhne« (S. 131) in diesem Bande ganz mittheilten, so können wir hier ohne Weiteres darauf verweisen.

Anmerk. des Herausgebers.


18 Später Musikgelehrter und berühmter Handschriftensammler in Wien; starb 1853.

Der Herausgeber.


19 Hier fehlen im Manuscripte das vierte bis mit dem sechsten Kapitel. Doch sollte in eins derselben ohnstreitig folgendes am Rande Bemerkte eingeschaltet werden.


»Bekanntschaft Dihls. Thüre zuschlagen: es fällt jemand die Treppe herunter und auf ihn; rafft sich schnell auf, umarmt ihn aufs Feurigste, dankt für das Glück, das er gehabt, auf Felix zu fallen. Mein Herr, sind Sie toll, oder halten Sie mich für einen Narren? Wer sind Sie? - Ach, ich bin gar nichts; aber darf ich fragen, wer Sie sind? - Ich, seufzend, auch eigentlich nichts; doch nennt man gewöhnlich Leute meines Gleichen Künstler. Ich mache auch Kunststücke, z.B. einen Verleger zum Bezahlen zu bringen und dergleichen. Wenn es Ihnen gefällig ist, so fangen wir gleich bei dem zweiten Jahre unserer Bekanntschaft an, u.s.w.«


20 Siehe Briefe über den Geschmack in der Musik von J.B. Schaul. Karlsruhe, Maklot.


21 Nach einer schon 1670 in Paris selbst erschienenen Parodie der großen Oper.[304]


Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 3, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 302-305.
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