Baron Grimm über Mozart

[214] »Ihr Bruder (nämlich Mariannens, der Schwester von Mozart), welcher im nächsten Februar sieben Jahre alt wird, ist ein so außerordentliches Phänomen, daß man Mühe zu glauben hat, was man mit seinen eigenen Augen sieht und mit seinen Ohren hört. Es ist eine Kleinigkeit für dieses Kind, mit der größten Präcision die schwierigsten Stücke mit Händen zu spielen, welche kaum die Sext greifen können; was unglaublich, das ist, ihn eine ganze Stunde aus dem Kopfe spielen und sich einer Inspiration seines Genies hingeben zu sehen, der die entzückendsten Ideen entspringen,[214] die er mit Geschmack und ohne Verwirrung in einander zu verweben weiß. Er hat eine so große Uebung auf dem Clavier, daß, wenn man es ihm durch eine Serviette verbirgt, er auf der Serviette mit derselben Geschwindigkeit und Präcision spielt. Ich schrieb ihm ein Menuett und bat ihn, den Baß darunter zu setzen; das Kind nahm die Feder und ohne sich dem Clavier zu nähern, erfüllte er meinen Wunsch. Das Kind wird mir noch den Kopf verdrehen, wenn ich es oft höre; es macht mich begreifen, daß man sich schwer einer gewissen Verrücktheit entzieht, wenn man Zeuge solcher Wunder ist.«

Quelle:
Mozart-Buch. Von Constantin von Wurzbach, Wien 1869, S. 214-215.
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