18. Kapitel.

Anmerkungen über Seelenvögel.

[476] Ein großer Teil der Verwandlungssagen beruht auf dem Glauben, daß die menschliche Seele, wenn sie durch Tod oder Verzauberung des menschlichen Körpers verlustig gehe, ein selbständiges Dasein in Gestalt eines beflügelten Wesens fortführe. Zumeist wird sie als Vogel gedacht, aber[476] auch als Fledermaus1, als Insekt2, als Schmetterling3, da die volkstümliche Tierkunde auch diese zu den Vögeln rechnet.

Zur Erklärung jenes Glaubens erinnert Jul. v. Negelein (Seele als Vogel, Globus 79, [357–61; 381–84] S. 357) an die Tatsache, daß die Vögel als Unheilstifter gelten, daß der Ruf, ja die bloße Nähe der Eule oder Krähe als Vorbote des Todes angesehen wird, und er findet als deren Ursache den Ruf der Vögel und seine Wirkung auf die menschliche Einbildungskraft.

»Die Stimme der Vögel sprach einst mit lebhafterem Akzent zum Menschen als heute und mochte, zumal bei Tieren, die sich selten oder nie dem menschlichen Blicke zeigten, als Wehruf aus dem undurchdringlichen Todesdickicht der Wälder geklungen haben.«

»Eine benachbarte Idee, fährt er fort, knüpfte die Bande zwischen Mensch[477] und Vogel noch enger und ließ diesen aus jenem entstehen; Verwandlungen kennzeichnen sich in Mythen immer (?) als Folgen übergroßen Kummers des betreffenden Individuums. Das sich so entwickelnde beflügelte Wesen wird in der Stimmung tiefster Seelentrauer befangen gedacht, bekundet sich also als ein dem Totenreich zugehöriges Wesen; denn der gesamten antiken Zeit [ebenso den Naturvölkern] ist der aus der materialistischen Vorstellung der völligen Todesvernichtung hervorgehende Zug, daß die Seelen der Verschiedenen den Verlust des Lebens beklagen, gemeinschaftlich. Von einer Wiedervereinigung im christlichen Sinne ist nirgends die Rede. Auch der Vogel, der als Vogel den leblosen Körper verläßt, ist kein lebendiges, sondern ein totes Wesen. Seine ideelle Zusammengehörigkeit mit den Schatten des überall existent gedachten Totenreiches erweist sich namentlich durch die gemeinschaftlich zuerteilten Attribute der schnellen und geräuschlosen Fortbewegung (das Flattern der Vögel und Geister, ihr Huschen), der schwachen, verklingenden Stimme, ihr in die Reflexe der Trauerempfindung zerfließendes rein passives Seelen- und völlig fehlendes Verstandesleben. Daher kommt es, daß, wo auch immer Vögel als Metamorphosen des Menschen auftreten, die Todestrauer zum Leitmotiv ihrer Umgestaltung gemacht wird.« v. Negelein verweist hier außer auf antike Sagen4 auf den unablässigen Kummer des von seinem Männchen getrennten indischen Tschakravakī-Vogels. Von großem prinzipiellem Interesse sei auch ein indischer Sagenansatz (Çatapāthabr. 2, 5, 1, 1):

»Als Prajapāti (der Vater der Zeugung) einst die Geschöpfe erschuf, schlugen diese fehl, und so entstanden die Vögel. Deshalb sind diese gleich dem Menschen, der dem Prajāpati am nächsten steht, zweibeinig.« Die Idee der nahen Verwandtschaft zwischen Mensch und Vogel gehe hieraus hervor (S. 358).

Hierher gehört ferner der Glaube der Inder, daß die Pitara während der zu ihrem Andenken veranstalteten Çrâddha in Gestalt von Habichten und anderen Raubvögeln anwesend seien. Man hütet sich demnach während der Zeit dieser Feste, auf solche Vögel zu jagen (Globus 83, 301 = Revue de l'hist. d. religions 39, 251 Anm.).

Zu der Auffassung, daß der Ruf des Vogels auf den Volksglauben Einfluß geübt habe, füge ich folgende Belege hinzu:


1. Heidnisch-arabischer Glaube.


a) Aus den Äußerungen der heidnisch-arabischen Dichter ist die Vorstellung vom Seelenvogel bei den alten Arabern zu folgern. In Gestalt eines Vogels (gewöhnlich als Eule) vorgestellt, umschwebt die Seele den Verstorbenen, dessen[478] Körper sie beherbergt hatte. Der Seelenvogel stößt Laute des Schmerzes aus. Gehörte er dem Körper eines gewaltsam Ermordeten an, um den man die Pflicht der Blutrache noch nicht erfüllt hat, so hört man aus seinem Schreien den Ruf nach Tränkung mit dem Blut des der Blutrache Verfallenen. »In allen Tälern hört man das Geschrei des Totenvogels« bedeutet so viel als: Ungerächtes Blut schreit nach Vergeltung. [Dieser Glaube hat sich trotz des Widerspruches mohammedanischer Theologen in islamischer Zeit lange erhalten.]


  • Literatur: Goldziher, Der Seelenvogel im islamischen Volksglauben: Globus 83, 302, wo verwiesen ist auf Nöldeke, Zeitschr. d. deutsch-morgenl. Gesellsch. 41, 717; Studien zur vgl. Kulturgesch. 1, 55 (1889); Jacob, Altarab. Beduinenleben 143, 257.

b) Der achjalitischen Laila flog aus dem Grabe ihres Geliebten eine Eule in das Gesicht, als sie ihren Zweifel ausdrückte, ob dieser wirklich, wie er in einem Verse gesagt hatte, aus dem Grabe heraus ihren Gruß erwidern würde, und sie starb daran.


  • Literatur: Wellhausen, Reste arabischen Heidentums, S. 163.

2. Aus Böhmen.


Ein Weib, das ihrem Mann untreu ist, wird nach ihrem Tode in eine Eule verwandelt werden.


  • Literatur: Grohmann, Aberglauben und Gebräuche, Nr. 1369.

3. Aus Annam.


Es gibt für den Annamiten kaum etwas Schauerlicheres, als in der Stille der Nacht den dumpfen und raschen Ruf des großen Uhus hören zu müssen. Man vergleicht ihn mit dem Seufzer eines Sterbenden, mit dem letzten Röcheln eines Mannes, der im Busch erdrosselt wird.


  • Literatur: Globus 81, 302.

4. Aus Südamerika.


a) Die Abiponer (Paraguay) halten die kuilili (kleine Enten), welche bei Nachtzeit unter einem traurig tönenden Gezisch scharenweise herumflattern, für Seelen Verstorbener.


  • Literatur: Majer, Mythol. Lexikon 1, 8. Auch bei Bastian, Der Mensch in der Geschichte 2, 319 und Waitz, Anthropologie 3, 497.

b) Die Goyatacás in den ostbrasilianischen Küstengegenden glaubten an die Unsterblichkeit der Seele und an eine Wanderung derselben in den Leib des krähenartigen Vogels Sacy oder Ganambuch.


  • Literatur: Martius, Beiträge zur Ethnographie und Sprachenkunde Amerikas, zumal Brasiliens 1, 303.

c) Nach dem Glauben der Feuerländer wandern die Seelen Verstorbener in den Wäldern; ein Vogelschrei, den sie sich nicht erklären können, ist Geisterruf.


  • Literatur: Ratzel, Völkerkunde2 I, 8. 525.

d) Am häufigsten findet sich der Glaube, daß die Seele nach dem Tode in einen raschen Vogel übergeht. Dabei wählt man mit Vorliebe solche Vögel als Seelenträger, die ein Nachtleben führen und durch ihre klagende Stimme auf den Indianer einen unheimlichen Eindruck machen, so vor allem gewisse Ziegenmelker5[479] und klagende Geierarten. Der Grund zu dieser Wahl ist wohl folgender: Der Verstorbene hat nur ungern, und gezwungen von einem Feinde, das schöne irdische Leben und seine Freunde verlassen. Er sehnt sich vergeblich dahin zurück. Klagend irrt deshalb seine Seele umher und schreckt durch ihre Rufe die Hinterbliebenen, besonders zur Nachtzeit, wenn die Phantasie des Indianers außergewöhnlich erregt ist und ihm in Traumbildern, die er ja für Wirklichkeit hält, die Geister der Verstorbenen erscheinen.


  • Literatur: Koch, Animismus der südamerik. Indianer, S. 14.

5. Aus Britisch-Guayana.


Der Glöckner (Procnias carunculata) ist ein ganz wei ßer Vogel, der in Brasilien sehr gefürchtet ist, da man glaubt, sein Ruf sei der Schrei einer zu ewigen Qualen verurteilten Seele.


  • Literatur: Folklore Journal 5, 310 = Peacock, Roraima and Brit.-Guiana 192.

6. Aus Australien.


Im Westen Australiens glaubt man, daß die Seelen der Verstorbenen auf den Bäumen sitzen bleiben und dort klagen.


  • Literatur: Waitz, Anthropologie 6, 809.

7. Aus dem Samoaarchipel.


Unbeerdigte Tote irren umher, und man hört sie nachts im kläglichen Tone wimmern: »Hu, wie kalt, wie kalt!«


  • Literatur: Waitz 6, 304 = Turner 233; Hood 142.

Eine besondere Bedeutung haben die Farben der Vögel. »Wenn der Islam den Glauben an das Fortleben der nach Rache schreienden Eule auch ablehnt [oben Nr. 1, a)], so hat seine eigene Mythologie für die Vorstellung vom Seelenvogel im Einklang mit seinen eschatologischen Anschauungen andere Formen ausgebildet. Das heidnische Arabertum kannte nicht Paradies noch Hölle. Die islamische Vorstellung läßt die Seelen der Frommen im Paradiese in Verbindung mit Vögeln weiterleben, die sich auf den Bäumen des Paradieses aufhalten, bis daß sie Gott zur Auferstehung wieder mit den Leibern vereinigt, in welchen sie während ihres ersten Erdenlebens wohnen« (Goldziher, Globus 83, 302). So wandern die Seelen der in der Schlacht bei Ohod Gefallenen in die Leiber von grünen Vögeln des Paradieses. In der späteren Legende werden diese Vögel als eine Gattung von Sperbern näher bestimmt. Die im zarten Alter verstorbenen Kinder heißen »kleine Sperlinge des Paradieses« (Goldziher, ebd. mit näheren Nachw.). Eine feste Tradition über die Gattung der Vögel gibt es aber nicht; bei den von den Schi'ften geübten dramatischen Darstellungen des Martyriums der Familie 'Alîs werden die Seelen des Hasan und Husein durch zwei blutbespritzte weiße Tauben dargestellt; am meisten verbreitet ist die Vorstellung, daß die Seelen der Frommen in grüne Vögel einkehren, während die Seelen der Ungläubigen und Sünder dem letzten Gericht in den Leibern schwarzer Vögel entgegenharren (Goldziher, ebd., vgl. v. Negelein, S. 382).[480]

Die Farben spielen auch bei anderen Völkern eine Rolle. Wie Karl v.d. Steinen berichtet (Naturvölker, S. 511 ff.) werden die Bororós zu roten Araras (Vögeln). Für diese haben sie eine besondere Vorliebe, weil ihr prächtiges Gefieder ihnen den Hauptschmuck für ihre schönen Federarbeiten liefert.

Die Neger werden nach dem Glauben der Bororós schwarze Urubus. Auf die Frage, was er nach seinem Tode werde, erhielt v.d. Steinen von einer Bororó-Indianerin die Antwort: »Ein weißer Reiher

Bei den Isannas gehen die Seelen der Tapferen in bunte Vögel über (Bastian, Elemente 26; v. Negelein, Globus 79, 384).

Auch in Europa bedeuten die Farben wesentliche Unterschiede. Mogk hat in seiner Mythologie (§ 24) darauf hingewiesen, daß der Volksglaube den wesentlichen Charakterzug der verstorbenen Person auf die Gattung des Tieres einwirken läßt, in dessen Gestalt die Seele erscheint. Die Eigenschaften des Menschen und des Tieres waren das tertium comparationis. So erscheinen Jungfrauen in Gestalt von Schwänen, listige Männer von Füchsen, grausame von Wölfen u. dgl. Geizhälse und Missetäter erhalten die Gestalt schwarzer oder feuriger Hunde. Sicher ist auch die Tierfarbe als Symbol der menschlichen Eigenschaft bei der Wahl des Seelentieres von Einfluß gewesen. Der weiße Schwan ist würdig, die Seele der reinen Jungfrau zu tragen (vgl. ob. S. 402)6; schwarze Vögel tragen dagegen das Merkmal des Verbrechens. Charakteristisch ist die schöne Stelle aus dem christlichen Sólarljóđ!, wo die Seelen in der Hölle mit versengten Vögeln verglichen werden. Eine besondere Rolle spielt im heutigen Volksglauben des Nordens der Nachtrabe, nach schwedischer Sage die Seele ausgesetzter Kinder. Vgl. hierzu Grohmann, Abergl. u. Gebr. Nr. 1369 Anm.:


Nach einem böhmischen Volksliede flogen aus dem Grabe die Seelen der Ehegatten in Gestalt zweier Tauben, setzten sich auf dem Glockenstuhle nieder und girrten so lieblich, als wenn Trauergeläute hallte. Die von aller Schuld befreite Seele soll sich in Gestalt einer Taube zeigen, weiß wie Schnee; in dem Maße dann, als jemand schuldig ist, nimmt die Taube eine dunklere Farbe oder auch eine andere Vogelgestalt an. Die Seele des Verbrechers verwandelt sich in einen Raben. –


Nach einem Glauben, der dem Parsismus eigen ist, und den sich sowohl das Judentum als auch die mohammedanische Legende angeeignet hat (Goldziher, S. 302), verbleibt die Seele noch einige Zeit nach dem Tode in der Umgebung des Körpers, der sie beherbergt hatte. »Mit diesem Glauben verknüpft sich dann leicht die Vorstellung von der Anwesenheit des Seelenvogels in der Nähe des Verstorbenen ... Sehr leicht[481] entfaltet sich aus solchem Glauben die Anschauung, daß sich die Anwesenheit der Seele durch das Flattern des Seelenvogels um den Leichnam kundgibt. Die entflogene Seele schwirrt um den Körper herum, dem sie angehört hatte.«

Damit hängen wohl die Sagen von den Seelen Ertrunkener zusammen.


Aus Portugal.


Nach Leite da Vasconcellos, trad. pop. Nr. 309, glauben die portugiesischen Seeleute, daß gewisse Vögel, die man auf hoher See trifft, die Seelen von Kapitänen versunkener Schiffe seien.


Aus Frankreich.


a) Der Sturmvogel hat die Gewohnheit, allen Schiffen des Meeres zu folgen. Die Seeleute erzählen sich untereinander, daß diese Vögel die Seelen solcher Kapitäne sind, die ihre Mannschaft schlecht behandelt haben und zur Strafe verdammt worden sind, auf dem Meere umherzuirren. Andere sagen, daß es die Seelen im Meer ertrunkener Matrosen sind, die heranfliegen, um Fürbitte zu heischen.


  • Literatur: Sébillot, Trad. de la Haute Bretagne 2, 198 = Revue des trad. pop. 8, 311.
    Vgl. Chasse Illustrée 2, 127.

b) Die Vögel sind Seelen schiffbrüchiger Kapitäne; sie rufen so lange, bis ihre Körper am Lande ein christliches Begräbnis bekommen.


  • Literatur: Revue des trad. pop. 8, 163.

c) Die Bretonen glauben, daß es Sendlinge der Hölle sind, die um die Leichen der Verstorbenen herumfliegen.


  • Literatur: Swainson, British Birds, p. 212.

Aus Belgien.


Der Volksglaube an der belgischen Grenze bezeichnet die Seevögel als die Seelen böser Menschen, die zu ewigem Umherirren verdammt sind.


  • Literatur: Revue des trad. pop. 15, 603 = C. Popp, récits et légendes des Flandres p. 11.

Aus Deutschland.


Die Uferschwalbe soll die Seele eines reichen Kaufmanns sein, dem seine Schiffe auf dem Meere zugrunde gingen. Sie fliegt daher beständig am Ufer umher, unruhig erwartend, ob sie noch nicht ankommen.


  • Literatur: Kirchhoff, Wendunmuth 4, Nr. 160. Vgl. Menzel, Gesch. der dtsch. Dichtung 1, 213.

Daneben finden sich Sagen von Seelenfischen (vgl. Wundt, Völkerpsychologie 2, 2, 62, 74).


Aus Frankreich.


An mehreren Stellen der Bai von Saint Malo, hauptsächlich an der Küste von Saint Jacut, heißt es, daß sich in dem Körper jedes kleinen Tümmlers die Seele eines ertrunkenen Fischers befindet, und diese Seele gibt dem kleinen Tümmler seinen so sehr veränderlichen Charakter.


  • Literatur: Sébillot, Folklore des Pêcheurs, p. 369.

Aus Samoa.


Die Samoaner fürchten sich vor dem Genuß des Munua, einer Phocena (Schweinfisch), und des Masimasi Delphinus Delphi?) – welche meistens nicht unterschieden[482] werden, weil nach der Sage Häuptlinge von Tutuila, welche auf hoher See von einem Orkane überrascht wurden und ertranken, in Munua verwandelt seien. Bestärkt wird dieser Glaube dadurch, daß diese Fische meist wohlgenährt sind, und, wenn sie spielend sich um die Schiffe und Boote tummeln, ächzende Laute von sich geben, wie die schwimmender Menschen, und daß deren Eingeweide ein ähnliches Aussehen haben sollen, wie die eines Menschen.


  • Literatur: W.v. Bülow, Intern. Archiv f. Ethnographie 13, 191.

Eine lehrreiche Übersicht über die Verbreitung des Glaubens an Seelenvögel gibt v. Negelein (S. 382): »Daß die alten Ägypter in ihren Hieroglyphen die Seele unter dem Bilde eines Vogels darstellten, ist bekannt. Wenn der Verstorbene das Bedürfnis nach Speise empfand, so kleidete er sich in Vogelgestalt, flog aus dem Grabe und verzehrte das Essen. Im alten Assyrien führte die Leichtigkeit, mit der sich der Vogel von Ort zu Ort fortbewegt, zu der Annahme, daß dieses Wesen das einzige sei, in dem der seiner Wohnung beraubte Geist ein Heim fand. Die vorislamischen Beduinen konnten eine von ihnen im allgemeinen geleugnete Fortexistenz der Seele nur unter der Voraussetzung verstehen, daß der Geist die Gestalt eines Vogels annehme (vgl. oben). Die Japaner glauben, wenn eine Seele den Körper verläßt, ein Rauschen und Flattern wie von einem Vogel zu hören. Wenn der von Durst Gequälte im Traume Wasser zu trinken glaubt, so nimmt man in Birma an, daß die schmetterlingähnlich gestaltete Seele den Körper verläßt, um den Durst zu stillen. In Indien muß der Glaube an die Vogelgestalt der Seele uralt sein. Aus der ältesten Literatur ist die Verwandlung von Zauberern in Vögel bekannt. Taube, Eule und andere Tiere gelten als unheilvoll. ›Die Ahnen sind ein Ebenbild der Vögel‹, sagt ein alter Text. Der Bote des Todesgottes Yama hat Vogelgestalt usw.« Hinzuzufügen ist, daß im Persischen murgh [zendisch měrěgha] Vogel und Seele bedeutet. Die Vorstellung vom Seelenvogel findet sich auch in den Redensarten und Metaphern der alttestamentarischen Schriften, ebenso im Neuen Testament und im Talmud, wo das sippôr nafschô (der Vogel seiner Seele) vermutlich in diesem Sinne zu deuten ist (vgl. Goldziher, Globus 83, 301; dort auch die folgenden Nachweise). Über den Totenvogel der Chinesen siehe Schlegel, Internat. Archiv f. Ethnogr. 11, 86 ff. Für Australien vgl. Réville, religions des peuples non civilisées 1, 386–398; für Westborneo: Bijdragen tot de Taal-Land-en Volkenkunde VI. Volgr., 3. Deel (1897), 57 ff. Vgl. überdies Alfr. v. Kremer, Studien z. vgl. Kulturgeschichte, 1. Heft (1889), 57 ff. Die Chaldäer schrieben das Niederfallen ihrer Seelen in die Körper dem Verlust der Fittiche zu. In der Höllenfahrt der Ishtar heißt es von den Seelen der Abgeschiedenen: Sie sind gekleidet in das Gewand von Federn (v. Negelein, S. 359). Über den griechischen Seelenglauben siehe Bd. IV der Natursagen. Aus dem Gebiete der slawischen Volksreligion führt v. Negelein[483] (S. 383) die Anschauung an, daß die Seele, die als ein luft- oder vogelartiges Wesen beim Tode aus dem Körper flieht, in heidnisch-böhmischer Zeit aus dem Munde des Sterbenden herausfliegend und so lange auf den Bäumen herumflatternd gedacht wurde, bis der Leichnam verbrannt war. [Vgl. hierzu Grohmann, Abergl. u. Gebr. Nr. 1369 Anm.:


Nach altböhmischem Glauben ward die Seele, sobald sie den Körper verließ, beflügelt und fing an, auf den Bäumen herumzufliegen. In einem mährischen Liede von Troppau heißt es:

»Die Seele flog aus dem Körper, niemand weiß, wohin sie flog; setzte sich auf einem Haine nieder, auf dem grünen Rasen.« In einem anderen Liede wird von der Seele gesungen, daß sie aus dem Körper herausflog, sich auf die grüne Wiese niedersetzte und dort wehklagte, bis die Wiese widerhallte ...]

Die Seele nahm jedoch vielfach auch die vollkommene Vogelgestalt an. (Vgl. oben S. 481.)


Auch nach armenischem Volksglauben setzt sich die Seele des Verstorbenen im Hof des Hauses auf einen Baum nieder. »Wenn man sich nun des Märchens vom Machandelboom erinnert [oben S. 407 ff.], so wird es klar, daß diesen Ideen uralte Anschauungen zugrunde liegen müssen ... Das Märchen ist auch deshalb noch besonders wichtig, weil es das Begräbnis unter den Bäumen des Hauses als eine kulturhistorische Tatsache und so die Meinung von dem innigen Zusammenleben der menschlichen und pflanzlichen Seele verstehen lehrt. Die alte Identifizierung der Vögel mit lebengefährdenden Todesdämonen erhielt dadurch eine neue Nahrung. Wie sollte das aus dem Dickicht der Baumäste rufende Wesen nicht an den unter der Wurzel des Stammes Schlummernden gemahnt haben?« (v. Negelein, ebd.) Bekannt ist, daß die Finnen und Litauer die Milchstraße den »Weg der Vögel« nennen, d.h. den Weg der vogelgestaltigen Seelen. [In der estnischen Heldensage steigt die Seele des Kalewi-Poeg wie ein Vogel zum Himmel empor (20. Gesang des Kalewi-Poeg, Vers 933; vgl. Schott, S. 436).] Über germanischen Glauben an Seelentiere, insbesondere auch an Vögel, siehe (außer v. Negelein, S. 384) Mogk, Mythologie § 24.

Unter dem Einfluß des Christentums erhielt die alte heidnische Vorstellung einen neuen Inhalt. Die Kirche ließ fortan nur den Glauben an die Tierverwandlung Ungetaufter gelten; klagenden Vogellaut deutete sie als den Weheruf eines ewig Verlorenen.


1. Wenn man abends auf verlassenen Feldern und in großen Wäldern einen sanften, aber tieftraurigen Vogelgesang hört, so glaubt man, daß er von den Kindern herrührt, welche ungetauft gestorben sind und die ihn von den Engeln des Paradieses gelernt haben. Sie werden so weitersingen bis zum Ende der Welt, wo Johannes der Täufer sie alle taufen wird, damit sie ins Paradies kommen. (Aus der Basse-Bretagne.)


  • Literatur: Revue des trad. pop. 14, 579 Nr. 5. Vgl. Sébillot, Folklore 3, 210.

2. In dem Märchen L'homme aux dents rouges erscheinen die Seelen als Vögel.[484] Die Seelen ungetaufter Kinder flattern vergebens um das Paradies, sie erlangen keinen Eingang.


  • Literatur: Bladé, contes pop. rec. en Agenais 1874, 8. 52 ff. (= contes pop. de la Gascogne 2, 191 ff.).

3. Die Nachtschwalben (Ziegenmelker, caprimulgus europaeus) sollen die Seelen ungetaufter Kinder sein, die verdammt sind, auf ewig umherzufliegen. (Yorkshire.)


  • Literatur: Swainson, British Birds, p. 97.
    (Nach Conway, Demonology 1, 128 gehen die Seelen ungetaufter Kinder auch in Mäuse – also ebenfalls Seelentiere – über.)

Zu den Einflüssen der Gesittung, denen alte Glaubensbegriffe unterliegen, gehört auch die Wertschätzung des Ehestandes. So viel dieser dem Volksherzen gilt, so ungünstig muß andererseits das Urteil über die Ehelosigkeit lauten. Die allezeit zum Spott aufgelegte öffentliche Meinung trifft dabei vorzugsweise das weibliche Geschlecht; sie spottet, daß die ledigen Jungfrauen – freiwillig oder unfreiwillig – ihren eigentlichen Beruf nicht zu erfüllen wissen, und ersinnt ihnen zur Strafe für diese Unterlassung ein eigentümliches Schicksal nach dem Tode. Sie müssen Sägemehl knüpfen, Leinsamen spalten, Wolken schichten und andere unfruchtbare oder unmögliche Beschäftigungen verrichten.7 Vergeblich wie ihr Leben war, wird ihre Arbeit sein. Am bekanntesten ist wohl die Strafe, die in Tirol ihnen zugewiesen ist: sie müssen im naßkalten Moorboden des Sterzinger Mooses bis zum jüngsten Tage das Moos mit den Fingern nach Spannen ausmessen.8 In der Schweiz findet sich die Angabe, daß die alten Jungfern auf das Giritzenmoos, d.i. den Gletscher des schauerlich wilden Rottales kommen (unterhalb der Jungfrau), wohin noch eine Menge anderer unseliger Geister verbannt werden. Nun heißt aber Giritz, wie L. Tobler nachweist, nichts anderes als Kiebitz, und Moos gilt als unheimlich und als Brutstätte von Unheimlichem.9 Das führt weiter in das Altertum zurück, als die halb scherzhaften Strafbestimmungen zunächst vermuten lassen. Die auf das Giritzenmoos verwiesenen Jungfern sind dort einst als Kiebitze hausend gedacht worden. Zur Stütze dieser Schlußfolgerung führt Tobler an, daß dem Kiebitz (nach Grimms Wörterbuch) ein unheimliches Wesen zugeschrieben wird, ähnlich dem Kauz, der Eule und dem Kuckuck. Auch deute seine Vorliebe für einsamen Aufenthalt, vielleicht auch sein Schrei (»wo bliw ik?«) sowie die haubenartig am Hinterkopf hervorstehenden Federn auf eine alte Vorstellung von verwandelten Jungfern. Und wenn man im Harz den spukenden Geist einer geizigen Frau aus dem Hause in einen Kiebitzbruch wegfahre, so sei damit gemeint, daß dort der Geist in einen Kiebitz übergehe. Endlich erinnert Tobler an verschiedene abergläubische Volksmeinungen. In Estland werden die alten Jungfern zu [485] Brachvögeln10, in Baden zu Bremsen. Die alten Griechen behaupteten das gleiche von einer Art Grille oder Heuschrecke; in Pforzheim sagt man, die Eidechsen seien einst Jungfrauen gewesen. [Über die Unke s. oben S. 399.]

Dieser umsichtigen Beweisführung stellt sich die Angabe aus Worcestershire zur Seite, daß der Kiebitz old maid heiße (Swainson, British Birds, S. 184), und eine Sage aus Dänemark, wonach die Kiebitze verwandelte alte Jungfern sind, die Moorschnepfen alte Junggesellen: Die Kiebitze fliegen unruhig um Sumpf und Moor herum und rufen in klagendem Ton: »hvi villd do it? hvi villd do it?« (warum wolltest du nicht, nämlich heiraten?) Die Moorschnepfen antworten: »for a turr it!« (weil ich es nicht wagte!) (Kristensen, Folkeminder 8, 373, Nr. 667; vgl. Swainson, ebd.) Da die Eule ein bekannter Seelenvogel ist (vgl. Globus 69, 271), so gibt es in Frankreich (Chateaubriant) auch die Anschauung, daß Eulen verwandelte alte Jungfern sind, die des Nachts schreien. (Sébillot, Folklore 3, 167.)

Es ist nun nicht bloß die Menschenseele, die sich der Volksglaube in Vogelgestalt vorstellt, auch überirdische Mächte werden so verkörpert gedacht. Hierher gehört die Taubengestalt des heiligen Geistes; islamische Sagen stellt Goldziher, Globus 83, 304, zusammen. Daß auch anderwärts Vögel und Tiere überhaupt in Götter und Geister übergehen können, beweisen u.a. folgende Belege:


1. In China gilt die Eule als ein Teufel in Vogelgestalt, ›a transformation of one of the servants of the ten kings of the infernal regions‹. (China Review 4, 3 = Swainson, British Birds, S. 126.) Vgl. Oldenberg, die Religion des Veda 266: Dämonen oder die mit ihnen verbündeten Zauberer werden zu Vögeln und fliegen nachts umher.

2. Die Moánus (Admiralitätsinseln) glauben, daß ihre Schutzgeister gelegentlich in Haifische fahren, um den auf der See Bedrängten zu Hilfe zu kommen. Ebenso kann der Geist in einen Fischadler fahren, um ein bedrohtes Dorf rechtzeitig von der Gefahr zu benachrichtigen.


  • Literatur: Parkinson, Südsee, S. 720.

3. Geister und Völker zeigen sich oft als Schlangen, Krokodile, Kröten, Vögel, Ratten, der Meeresgott als Hai (Melanesien).


  • Literatur: Waitz, Anthropologie 6, 670.

4. Der Vogel Lota, welcher die Seelen des gemeinen Volkes frißt, ist die Inkarnation eines Gottes [vielleicht des Herrschers des Totenreichs]. (Tonga.)


  • Literatur: Waitz, Anthropologie 6, 301.

5. Die Götter erscheinen als jedes beliebige Tier. (Neuseeland.)


  • Literatur: Waitz 6, 307.

Im übrigen vgl. Wundt, Völkerpsychologie 2, 2, S. 72 ff., Grimm, Mythologie 24, 690 f., KHM. 33, 78, Wackernagel, Kl. Schr. 3, 228–244 (ἐπεα πτερόεντα), Uhland, Schriften 3, 278–286.

Fußnoten

1 Vgl. S. 407 und Nachtr.: »Der slawische Vampirismus war die natürliche Folge, und das jetzt nur noch den Seelen ungetaufter Kinder und Verdammter zugeschriebene Schicksal, in Gestalt von Fledermäusen und fabelhaften Flügeltieren Unheil zu stiften, ein gemeines Los.« v. Negelein, Globus 79, 383, mit dem Hinweis auf Strauß, Die Bulgaren, S. 209 u. 295 (die Geister ungetauft gestorbener Kinder fliegen wie Vögel nachts umher und saugen den Menschen das Blut aus). – Müller, amerikan. Urrelig., S. 207, Terzeichnet flgd. Glauben der Inselkaraiben: Die Fledermäuse sind Geister, die des Nachts Wache halten.


2 Vgl. ob. S. 467 ff. Dazu Marianu, Insectele, S. 293: 1. Die Botys margaritalis Tr. (Orobena extimalis Sc.) soll aus den Leichen von Hexenmeistern und Hexen entstanden, sein. Sie trägt im Rumänischen den Namen: Kleiner Hexenmeister. 2. Diese Tiere sind Seelen von Hexenmeistern, die nachts in die Häuser kommen, um je nach Umständen Gutes oder Böses zu tun. – Auf die Entstehung solcher Sagen wirkte nach v. Negelein, Globus 79, 358 »die Annahme spontaner Zeugung der meist gefährlichen Insekten aus dem menschlichen und tierischen Kadaver [vgl. ob. S. 170]. Diese niedere Tierklasse, zu der namentlich Fliegen, Insekten, Schmetterlinge gehören, bildet eine große Einheit und muß in der Dämonologie der verschiedensten Völker sich Geltung verschafft haben ... Dazu kommt, daß man in ihnen Krankheitsdämonen erkannte, sie also im menschlichen Körper als ätiologisches Moment für die verschiedensten Schädigungen desselben vermutete ... Wir dürfen also behaupten, daß die Erfahrung von der Gefährlichkeit der Brut gewisser Insekten, Käfer oder Schmetterlinge zu der Furcht vor ihnen als todbringenden Gespenstern geführt hat.« – Vgl. ferner Waitz, Anthropologie 6, 315:

Die Seelen verlassen den Körper gleich nach dem Tode, wo sie von anderen Geistern oder einem Gotte gewaltsam weggeführt werden. Ihre Gestalt ist schattenhaft und dann von menschlicher Form, oder sie nehmen Tierformen an, am gewöhnlichsten die der Eidechsen, Schmetterlinge, Heuschrecken, Vögel. (Neuseeland.) – Ebd. 309:

Die Geister der bei der Geburt ermordeten Kinder wurden Heuschrecken (Taiti). Ebd. 304 (= Turner, Samoa 233):

Ist einer im Kampfe gefallen oder ertrunken, so setzen sich seine Verwandten und Freunde hin, breiten ein Tuch vor sich aus, und nach dem Anruf an die Götter: »Ihr Götter, seid gnädig! Gebt uns die Seele dieses jungen Mannes!« warten sie, ob nicht irgendein Tier auf ihr Tuch kriecht. Kommt denn nun eine Ameise, eine Heuschrecke oder etwas der Art, so ist dies die Seele des jungen Mannes, und das Tier wird mit aller regelrechten Feierlichkeit begraben; kommt nichts, so denkt man, der Geist zürne den Dasitzenden; andere lösen diese ab, und endlich kommt ja auch ein Tier. Nach Lenormant, Geheimwissenschaften Asiens, S. 473, maßen orientalische Völker den Insekten prophetische Gaben bei.


3 Vgl. z.B. Grimm, Mythol.4 691. 905, Mannhardt, Mythen 371, Zingerle, Tiroler Sitten2, S. 3. Prato, La Tradition 2, 257 ff.


4 Verwandlung der Meleagriden und der Aedon. Hierüber wird Bd. IV der Natursagen handeln, v. Negelein zitiert ferner Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere3 316: »Die Antike pflegt das Leid und das Unglück durch Verwandlung in Vogelgestalt auszudrücken«, und verweist auf Feuerbach, Annali dell'instituto 15, 1843.


5 Die Rufe des Ziegenmelkers klingen gleich dem ängstlichen Hilfeschrei eines in äußerster Todesgefahr befindlichen Menschen, mit einem darauffolgenden, laut schallenden höhnischen Gelächter.

Koch, Animismus S. 14, vgl. Ausland 1870, S. 829:

Die Makuschi in British-Guayana betrachten diese Rufe als die Stimmen der bösen Nachtgeister. Als solche gelten aber allgemein die Seelen der Verstorbenen.


6 In der Grafschaft Mayo glaubte man, die Seelen der Jungfrauen, die ein besonders reines und tugendhaftes Leben geführt hätten, würden nach dem Tode in Schwäne verwandelt, das Sinnbild ihrer Reinheit. Darum wurden sie nie verfolgt.

Swainson, British Birds, S. 152.


7 L. Tobler, Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft 14, 64 ff.


8 Alpenburg, Mythen und Sagen Tirols, S. 351.


9 Tobler, S. 70 ff.


10 Wohl aus Holzmayer, Osiliana, S. 80, entnommen. Toblers Erklärung, der Brachvogel diene deshalb als Seelenvogel, weil die unfruchtbare Brache mit dem weiblichen Leibe verglichen werde, ist nicht annehmbar. Vielmehr ist der verlangende Schrei und das unruhige Flattern für die Vergleichung maßgebend gewesen, daher der Vogel auch unter den dürstenden (ob. S. 312 ff.) erscheint.


Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 486.
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