Sternhai (Mustelus vulgaris)

[371] Das bekannteste Mitglied der Gruppe wird Sternhai (Mustelus vulgaris, laevis und plebejus, Galeus mustelus, Galeorhinus hinnulus) genannt, weil der grauliche Rücken oft [371] sternartig weiß gefleckt ist. Die kleinen Zähne, welche in der Oberkinnlade zu zwölf, in der unteren zu vierzehn Reihen sich ordnen, gleichen rundlichen Höckerchen, haben eine eiförmige Wurzel und in der Mitte eine punktförmige Erhöhung. Alle Flossen, mit Ausnahme der Schwanzflosse, sind kielförmig gestaltet. Die Länge beträgt einen, höchstens anderthalb Meter.

Der Sternhai, welcher sich in allen europäischen Meeren findet, gehört zu den harmlosesten Gliedern seiner Zunft, ist träge, ruhig und gesellig und ernährt sich, seinen stumpfen Zähnen entsprechend, vorzugsweise von Weichthieren, insbesondere von krebsartigen, welche er mit seinem Gebisse mehr zermahlt als zerreißt.


Dornhai (Acanthias vulgaris) und Sternhai (Mustelus vulgaris). 1/10 natürl. Größe.
Dornhai (Acanthias vulgaris) und Sternhai (Mustelus vulgaris). 1/10 natürl. Größe.

Ihnen zu Gefallen hält er sich fast nur in den tiefen Wasserschichten auf, nach Couch am liebsten auf sandigem Grunde. Die Jungen, ungefähr ein Dutzend an der Zahl, kommen wohlentwickelt im November zur Welt und begeben sich bald nach ihrer Geburt in die tieferen Gründe des Meeres, aus welchem sie erst im nächsten Mai wieder emporsteigen: »Plutarchus schreibt viel von natürlicher anfechtung der Thieren, dann in der forcht verschlucken sie jre Jungen, vnd kotzen sie naher widerumb herauß. Die Aegyptier wo sie haben einen menschen wöllen bedeuten der viel gefressen, zur stund kotzet, vnd widerumb frisset, haben sie [372] der Fisch einen gemahlet«. Von dem ersteren Theile dieser Angaben Geßners wissen die heutigen Forscher nichts mehr zu berichten.

Obgleich der Sternhai nicht eigentlich gefräßig genannt werden kann, beißt er doch leicht an die Angel und wird namentlich an den italienischen Küsten häufig gefangen, kommt auch in namhafter Menge auf die dortigen Fischmärkte. Sein Fleisch wird ebensowenig geachtet wie das seiner Verwandten und höchstens von armen Leuten gegessen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 371-373.
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