Hornrochen (Dicerobatis Giornae)

[390] Wahrscheinlich kannten schon die Alten die uns am nächsten angehende Art der Sippe, den Hornrochen (Dicerobatis Giornae, Raja Giorna und fabroniana, Cephaloptera Giorna, massena und fabroniana); wir verdanken aber erst Risso eine genügende Beschreibung dieses Fisches. Seine Länge beträgt einen bis anderthalb Meter, ausschließlich des Schwanzes, welcher dreimal länger ist als Leib und Kopf zusammen; das Gewicht scheint fünfundzwanzig Kilogramm selten zu übersteigen. Die Färbung ist oben dunkelbraun, auf der Seite ölgrün, unten weiß; die Flossenanhänge sehen schwärzlich aus.

Ein ähnlicher Flügelrochen, welcher ebenfalls im Mittelländischen Meere gefunden wurde, war zwei Meter lang, gegen vier Meter breit und wog sechshundert Kilogramm. Seine Brustflossen waren mehr ausgeschweift und der Schwanzstachel pfeilförmig. Ein dritter von ebendaher war über drei Meter lang und ebenfalls sechshundert Kilogramm schwer usw. Alle diese Fische wurden als verschiedene Arten beschrieben, gehören aber wahrscheinlich nur einer und derselben an.

[390] Risso scheint den Hornrochen wiederholt beobachtet zu haben. Seiner Angabe nach nähert er sich gegen den Sommer den Küsten, wird wenigstens im Juli am häufigsten hier gefangen. Der Hörner halber nennen ihn die Italiener Kalbe oder, wenn er sehr groß ist, Kuh. Beide Geschlechter scheinen zeitweilig gemeinsam zu leben und eine gewisse Anhänglichkeit zu einander zu zeigen. Als ein Weibchen in einer Tonare gefangen worden war, hielt sich das Männchen zwei Tage in der Nähe der betreffenden Kammer auf, näherte sich von Zeit zu Zeit der Netzwand und suchte hier und da, ob es nicht durchkommen möge. Zwei Tage später fand man es in derselben Abtheilung des Netzes, welches die Gefährtin eingeschlossen hatte, verendet. Im Juli oder August legt das Weibchen lange, gelbliche Eier, aus denen im September die Jungen ausschlüpfen. Die Nahrung besteht vorzugsweise in Kopffüßlern, nebenbei auch in Fischen.

Im Gegensatze zu anderen Flachfischen sterben die Hornrochen fast unmittelbar, nachdem sie aus dem Wasser genommen wurden, oder selbst wenn man sie nach ihrem Fange noch in der See hält, als ob sie die Gefangenschaft nicht vertragen könnten. Ihr rothes Fleisch ist hart und zähe, schwer verdaulich und nicht geachtet, wird jedoch von den ärmeren Leuten gegessen. Aus der Leber gewinnt man ein thraniges Oel.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 390-392.
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