Zitterwels (Malapterurus electricus)

[204] Zu den Nagelwelsen zählt auch eines der merkwürdigsten Glieder der Familie, der Zitterwels, Raasch der Araber (Malapterurus electricus, Silurus electricus), Vertreter einer gleichnamigen Sippe (Malapterus), ausgezeichnet durch die Fähigkeit, elektrische Schläge auszutheilen. Aeußerlich nur durch die fehlende Rückenflosse, die sie gleichsam ersetzende kleine Fettflosse und die strahlenlosen Brustflossen von anderen Welsen unterschieden, kennzeichnet sich der Raasch innerlich durch das zwischen der ganzen Körperhaut und den Muskeln liegende dünne, einer Fettschicht ähnelnde Gewebe, welches aus sechs oder mehr über einander liegenden Häuten besteht und zwischen ihnen Raum für eine gallertartige Masse gibt, auch von einer besonderen Schlag- und Hohlader und einem vielfach verzweigten Nerv gespeist und geleitet wird. Die Färbung der glatten, sehr schleimigen Haut ist ein schwer zu bestimmendes Grau; die Zeichnung besteht aus unregelmäßigen [204] schwarzen Flecken, welche längs der Seitenlinie sich häufen und auch auf den Flossen vorhanden sind. In der Brustflosse zählt man neun, in der Bauchflosse sechs, in der Afterflosse zwölf, in der Schwanzflosse siebzehn Strahlen. Die Länge beträgt dreißig bis funfzig Centimeter.


Zitterwels (Malapterurus electricus). 1/4 natürl. Größe.
Zitterwels (Malapterurus electricus). 1/4 natürl. Größe.

Der Name Raasch ist mit dem deutschen Worte Zitterwels ungefähr gleichbedeutend, nicht aber eine Umbildung des arabischen Wortes Raad, zu deutsch Donner. Unser Fisch ertheilt, wenn man ihn mit der Hand berührt, willkürlich Schläge, welche denen einer galvanischen Säule ähneln und sehr verschiedene Stärke haben. Während man ihn zuweilen anfassen kann, ohne einen Schlag zu erhalten, empfindet man zu anderen Zeiten bei der geringsten Berührung die Wirkung seines Unwillens; ja, unser Wels läßt sich von einzelnen Personen längere Zeit in der Hand halten und ertheilt dem Nachfolger derselben sofort einen Schlag. Letzterer ist nicht besonders schmerzhaft und kann wohl nur kleinen Thieren gefährlich werden.

Forskal entdeckte den Zitterwels im Nile, Adanson fand ihn im Senegal auf. An einzelnen Orten, das heißt hier und da, ist er nicht selten; auf sandigem Grunde scheint er zu fehlen. Das Fleisch wird gegessen, jedoch nicht besonders geschätzt; dagegen schreibt man dem Zellengewebe, von welchem die elektrische Kraft ausströmt, heilende Eigenschaften zu, verbrennt es auf Kohlen und läßt auf den Kranken das Gas ausströmen, welches beim Verbrennen sich entwickelt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 204-205.
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