7. Sippe: Hassar (Chaetostomus pictus)

[206] Während seiner Reise nach Guiana entdeckte Schomburgk einen hierher gehörigen Fisch von zehn bis funfzehn Centimeter Länge, welcher auf der Oberseite des Kopfes, den Schulterknochen und der Brust sowie an den Seitenschienen feine Stacheln trägt und auf Brust und Bauch sowie an den Seiten des Körpers gelb gefleckt, übrigens braun, unterseits weiß ist, in der Rückenflosse einen harten und sieben weiche, in der Brustflosse vier, in der Afterflosse einen harten und sechs weiche Strahlen besitzt: den Hassar oder Hartrücken der Ansiedler (Chaetostomus pictus, Callichthys und Ancistrus pictus). »Dieser Fisch«, sagt Schomburgk, »baut sich nicht allein für seine Nachkommen aus allerhand Wasserpflanzen ein vollständiges Nest, welches er auf das wackerste vertheidigt, sondern bewacht es auch mit der regsten mütterlichen Sorgfalt und Thatkraft gegen jeden Angriff, bis die junge Brut ausschlüpft.


Harnischwels (Loricaria cataphracta). 1/2 natürl. Größe.
Harnischwels (Loricaria cataphracta). 1/2 natürl. Größe.

Der Bau ist ein förmliches Kunstwerk, welches viele Aehnlichkeit mit dem Neste der Elster hat. Im April beginnt der Künstler, etwas unter der Oberfläche des Wassers, sein Wochenbett aus Grashalmen zwischen Wasserpflanzen und Binsen zu bauen, bis es endlich einer hohlen, platt gedrückten Kugel zu vergleichen ist, deren obere Wölbung den Wasserspiegel erreicht. Eine der Größe der Mutter angemessene Oeffnung führt in das Innere derselben. Sobald der Fisch seinen Laich abgelegt, verläßt er diesen bis zum Ausschlüpfen der Brut nur, um den Hunger zu stillen. Seine mütterliche Liebe wird ihm freilich zum Verderben, indem er sich während dieser Zeit leicht fangen läßt. Man nimmt einen kleinen Korb, hält diesen vor die Oeffnung des unschwer zu findenden Nestes, klopft leise an dieses an, und wüthend, mit ausgespreizten Flossenstrahlen, welche ziemlich hart verwunden können, fährt der Fisch in den Korb.

[206] Die stehenden Gewässer der Küste, namentlich die Bewässerungsgräben der Pflanzungen, sind der Lieblingsaufenthalt des Hassars. Auch durch eine andere Eigenthümlichkeit zeichnet er sich vor den übrigen aus: er unternimmt während der Trockenheit Reisen zu Lande«, ganz wie der vorstehend geschilderte Kielwels.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 206-207.
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