Brackwelse (Bagrinae)

[202] Die Brackwelse (Bagrinae) unterscheiden sich von den Wallern durch hechelförmige Zähne in Zwischen- und Unterkiefer und eine Binde ähnlicher Zähne am Gaumen, einen sehr starken Dorn in der Brust- und Rückenflosse, eine kurze, aber wohl entwickelte Fettflosse hinter der letzteren und sechs bis acht Bärtel. Die weit nach hintenstehende Rückenflosse stützen zwölf Strahlen. Bei vielen Arten ist die Kopfbekleidung knochig. Weitaus der größte Theil aller hierher gehörigen Fische gehört dem heißen Gürtel an.

»Unser Fischen«, so erzählt Schomburgk, »wurde jeden Abend reich belohnt, indem wir die Angeln nie ohne Beute aus der Tiefe zogen. Als besonders gierig zeigte sich ein Wels von ziemlicher Größe. So oft die Indianer die Angelschnur ans Land zogen, bemerkte ich, daß sie jedesmal [202] den daran sich windenden Fisch mit einem großen Prügel auf Bauch-und Rückenflossen schlugen, wodurch sie, wie ich bei näherer Untersuchung wahrnahm, den ihm eigenthümlichen ersten, mit kleinen Widerhäkchen versehenen Flossenstrahl der Rücken- und Bauchflosse, welche der Fisch als wirksame Vertheidigungswaffe benutzt, vernichteten. Nimmt der Fänger unvorsichtig den Fisch in die Hand, ehe dessen Kraft gebrochen ward, so kann er gewiß sein, durch diese Flossenstrahlen Verwundungen zu erhalten, welche nicht allein an und für sich höchst schmerzhaft sind, sondern auch durchgängig eine bedeutende Geschwulst und Entzündung zur Folge haben, wovon Stöckle sich leider durch die Erfahrung überzeugen mußte.

»Bei herannahendem Abend eilten wir meist alle mit den Angeln nach dem Strande, und bald erwachte auch in Stöckle's Busen die Lust, daran theilzunehmen. Nach kurzer Zeit glückte es ihm, einen ziemlich großen Fisch herauszuziehen, welcher sich aber plötzlich von der Angel frei machte und nun schnell dem Wasser zueilte. Von dem allgemeinen Gelächter gereizt, stürzte sich der ärgerlich gewordene Anfänger auf den Fisch und faßte ihn fest mit beiden Händen, sprang aber, gleich als hätte ihn eine Tarantel gestochen, wieder auf, ließ den Fisch unverfolgt und rannte wie unsinnig, beide Hände auf- und niederbewegend, schreiend und wehklagend umher. Als wir ihn endlich zum Stehen gebracht, bemerkten wir zwei Wunden in dem Ballen der rechten Hand. Diese entzündete sich so heftig, daß das Uebel in sechs Tagen sich kaum entfernen ließ. Stöckle hatte seitdem eine ängstliche Scheu vor dem Angeln bekommen, und niemals konnte ich ihn in der Folge vermögen, einen Fisch früher anzugreifen, als ich dies selbst gethan.

»Nach wenigen Tagen häuften sich diese Fische in der Nähe des Strandes zu solcher Fülle, daß wir gar nicht mehr nöthig hatten, die Angel auszuwerfen. Unsere Indianer wadeten einige Schritte ins Wasser und schlugen mit großen Stangen so lange in die dichten Scharen, bis so viele erschlagen waren, als wir zum Abendessen nöthig hatten.«

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 202-203.
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