Seeschmetterling (Blennius ocellaris)

[134] Ein zierlicher Vertreter der Schleimfische im engeren Sinne (Blennius) kommt im Mittelländischen Meere sowie an den englischen Küsten vor und hat den Namen Seeschmetterling (Blennius ocellaris, papilio und lepus, Adonis pavoninus) erhalten. Die Gestalt ist gestreckt, der Bauch vortretend, die Haut weich und schleimig, der Kopf dick, auf den Backen aufgetrieben, vorn abgestutzt und hier in der Regel mit zwei häutigen Anhängseln versehen. Das Gebiß besteht aus kräftigen, einfachen, dicht neben einander stehenden Zähnen, deren hinterster als ein starker, hakenförmiger Eckzahn erscheint. Die Rückenflosse dehnt sich über den ganzen Rücken aus[134] und wird von einfachen, biegsamen Strahlen gespannt; die Bauchflossen sind bis auf zwei Strahlen verkümmert. Die Länge des Seeschmetterlinges beträgt funfzehn Centimeter; die Färbung des Leibes ist ein blasses Braun, zeigt hier und da Flecke von dunklerer Färbung; Brust- und Bauchflossen sind dunkler als die übrigen. Zwischen dem sechsten und achten Strahle der Rückenflosse steht ein runder Fleck von dunkelbrauner Färbung in einem Hofe, welcher lichter ist als die übrige Flossenhaut. Die Rückenflosse unterscheidet sich von denen der Sippschaftsverwandten noch dadurch, daß ihr erster Strahl über die übrigen verlängert und sie in der Mitte über dem zehnten oder elften Strahle ausgebuchtet ist. Sie wird gespannt von sechsundzwanzig, die Brustflosse von zwölf, die Bauchflosse von zwei, die Afterflosse von siebzehn, die Schwanzflosse von elf Strahlen. Im Mittelmeere fehlt der Seeschmetterling nirgends, wo die Küste felsig ist, gehört deshalb zu den allbekannten Fischen; im Atlantischen Weltmeere hingegen scheint er seltener zu sein und in England nur dann und wann in größerer Anzahl aufzutreten.


Seeschmetterling (Blennius ocellaris). 3/4 natürl. Größe.
Seeschmetterling (Blennius ocellaris). 3/4 natürl. Größe.

Montagu lernte ihn zuerst als Bewohner der britischen Gewässer kennen; Yarrell erhielt ihn einige Male, und Thompson erwähnt, daß er eine Zeitlang ziemlich häufig in der Weymouthbai gewesen sei. Wie andere Arten seiner Familie hält auch er sich stets in der Nähe des Ufers auf Felsen und zwischen Seetangen auf, stellt hier kleinen Krebsen und Weichthieren nach und laicht im Frühlinge. Sein weiches, schleimiges Fleisch ist schmacklos und wird deshalb nur von den ärmeren Küstenbewohnern seiner Heimat und bei Mangel an anderen Fischen genossen.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 134-135.
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