Bonite (Thynnus pelamys)

[101] Eine zweite Art der Sippe ist der allen Seefahrern und Reisenden wohlbekannte Bonite (Thynnus pelamys und vagans, Scomber und Thunnus pelamys). In seiner Gestalt ähnelt er dem Tune, ist aber beträchtlich kleiner und erreicht selten mehr als achtzig Centimeter an Länge. Rücken und Seiten schillern aus Stahlblau in Grün und Roth; der Bauch sieht silbern aus und zeigt braune Streifen, vier längs jeder Seite, welche von der Kehle bis zur Schwanzflosse verlaufen. Der wunderbare Glanz der Farben und die Schönheit des Fisches sollen übrigens jeder Beschreibung spotten. Die erste Rückenflosse spannen funfzehn, die zweite ein und zwölf, die Brustflosse siebenundzwanzig, die Bauchflosse ein und fünf, die Afterflosse zwölf und zwei, die Schwanzflosse fünfunddreißig Strahlen; Bastardflossen sind auf der Bauchseite acht, auf der Rückenseite sieben vorhanden.

Ob der Bonite auch im Mittelmeere vorkommt, weiß man nicht genau; im Atlantischen Meere hingegen gehört er zu den häufigen Fischen. Nach Kittlitz folgt er in Gesellschaft der Tune oft lange Zeit dem Schiffe, welches er als seinen Wegweiser durch das Weltmeer zu betrachten scheint, schwimmt zwar neben seinen Verwandten, aber doch in regelmäßig geordneten Haufen und macht sich sehr bemerklich, weil er zu den eifrigsten Verfolgern der fliegenden Fische gehört. Außer diesen nährt er sich auch von anderen seiner Klassenverwandten, Tintenfischen, Schalthieren und selbst Pflanzenstoffen; seine hauptsächlichste Jagd aber gilt den Fliegfischen. »Die Tunfische«, sagt Kittlitz, »Tun und Bonite, stürzen sich auf die fliegenden Fische mit gewaltiger Geschwindigkeit; sie ersetzen den Flug derselben zum Theil durch hohe Sprünge, wobei es ihnen nicht selten glückt, die Beute noch in der Luft zu erhaschen. Das Aufspritzen der Wellen, das Geräusch beim Aufsteigen [101] und Niederfallen, verbunden mit der schon durch den Wind verursachten Wellenbewegung, gewährt bei der ungeheueren Menge der jagenden und gejagten Fische ein eigenthümliches Schauspiel, bei dem man nicht wenig erstaunt über die Menge der fliegenden Fische, welche dem Feinde wirklich in den Rachen fallen.« Die Matrosen wissen dies zu ihrem Vortheile auszubeuten, indem sie einen kleinen Fisch oder ein mit glitzerndem Papiere überzogenes Korkstück mit Federn bekleiden, um ihm das Ansehen eines fliegenden Fisches zu geben, und es an einer Angelleine über das Wasser hängen. Nach diesem Köder springt der Bonite bei raschem Gange des Schiffes meterhoch und fängt sich dann in der Regel sicher. Das Fleisch soll trocken und keineswegs schmackhaft sein, zuweilen sogar giftige Eigenschaften besitzen. Lesson erwähnt, daß die Officiere eines Schiffes von dem Genusse desselben krank wurden, und schon Merola bemerkt, daß es manchmal schnellen Tod bringe. Ueber die Fortpflanzung scheint weiter nichts bekannt zu sein, als daß die Laichzeit in den Juli fällt. Um diese Zeit untersuchte Couch einen Bonite, welcher sich, wie dies zuweilen zu geschehen pflegt, bis in die britischen Gewässer verirrt hatte, und fand die Eierstöcke strotzend gefüllt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 101-102.
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