Häringskönig (Zeus faber)

[108] Der Häringskönig (Zeus faber und australis), Vertreter der Sippe der Petersfische und einer besonderen Unterfamilie (Cyttinae), hat zwei getrennte Rückenflossen, deren erste durch verlängerte, in Fäden auslaufende Strahlen sich auszeichnet, zwei etwas getrennte Afterflossen, welche die Bildung der Rückenflossen bis zu einem gewissen Grade wiederholen, da die Strahlen der ersten dieser Flossen sich ebenfalls etwas verlängern, und große Bauchflossen, welche unter den kleinen, rundlichen Brustflossen stehen. Die Firste des Rückens und die Bauchschneide tragen gabelförmige Stacheln, der übrige Leib sehr kleine Schuppen. Je nach Jahreszeit und Gegend ändert die Färbung ab. Im Mittelmeere sieht der Häringskönig oft rein goldfarben, im Norden gewöhnlich graugelb aus. Bezeichnend ist der runde tiefschwarze Fleck auf jeder Seite. Die Flossen haben eine schwärzliche Färbung. In der ersten Rückenflosse zählt man neun bis zehn dornige, in der zweiten zweiundzwanzig bis dreiundzwanzig weiche, in der ersten Afterflosse vier bis fünf dornige, in der zweiten einundzwanzig weiche, in der Brustflosse dreizehn, in der Bauchflosse neun, in der Schwanzflosse dreizehn Strahlen. An Länge soll der Fisch über einen Meter, an Gewicht funfzehn bis zwanzig Kilogramm erreichen.

Vom Mittelländischen Meere aus verbreitet sich der Häringskönig über einen Theil des Atlantischen Weltmeeres, in nördlicher Richtung bis an die Küsten von Großbritannien, woselbst er regelmäßig beobachtet, zuweilen sogar in namhafter Anzahl gefangen wird. Zu den gemeinen Fischen gehört er hier nicht, ebensowenig aber zu den seltenen, am wenigsten während des Sommers. Von den mittelmeerischen Fischern und Beobachtern wissen wir, daß er das hohe Meer den Küsten [108] bevorzugt und sich einzeln hält, von Couch, daß er gewöhnlich nur mit den Pilchards, einer Häringsart, der Küste sich nähert, also eher streicht, als wandert. Im Herbste des Jahres 1829 wurden, nach Angabe des gedachten Fischkundigen, in einem einzigen Netze sechzig Stück gefangen, unter diesen mehrere von bedeutender Größe. Seiner Gestalt nach möchte man ihn für einen langsamen Schwimmer erklären; dies ist jedoch nicht der Fall, denn er bewegt sich mit großer Lebhaftigkeit und Gewandtheit. So hält er mit den Zügen der Pilchards vollkommen Strich, fängt auch den gewöhnlichen Tintenfisch, ein sehr wachsames und behendes Thier, neben kleinen oder jungen Fischen und Krustern seine beliebteste Nahrung.


Häringskönig (Zeus faber). 1/10 natürl. Größe.
Häringskönig (Zeus faber). 1/10 natürl. Größe.

Montagu erzählt, der berühmte Schauspieler Quin sei es gewesen, dessen verwöhnter Gaumen zuerst das köstliche Fleisch des Häringsköniges zu würdigen verstanden und dem Fische unter seinen Landsleuten die Achtung verschafft habe, welche er gegenwärtig bei allen Gutschmeckern genießt. Durch die Engländer sollen dann auch die Franzosen und später die Italiener unterrichtet worden sein; der altrömische Name aber deutet darauf hin, daß die Anwohner des Mittelmeeres schon lange vor Quin von den trefflichen Eigenschaften jenes Fleisches Kenntnis hatten, und auch Paul Jovius rühmt den Petersfisch als einen der schmackhaftesten des Mittelländischen Meeres. Doch ist es wohl möglich, daß sich einzelne von seinem nicht eben einladenden Aeußeren haben abschrecken lassen und man erst neuerlich wieder den Abscheu überwand, welcher vielleicht längere Zeit gehegt worden sein mochte. Gegenwärtig stellt man dem Häringskönige überall eifrig nach, obwohl er sich seines Verhaltens wegen nicht besonders zur Fischerei eignet und eher der Zufall als die Geschicklichkeit ihn ins Netz liefert.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 108-109.
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