Siebenundzwanzigste Familie: Schildfische (Gobiesocidae)

[161] Zu den Scheibenbäuchen zählte man früher alle Fische, welche auf der Unterseite eine Saugscheibe besitzen; Günther und andere Fischkundige erkannten jedoch, daß die Saugscheibe nicht bei allen Fischen, welche sie besitzen, in gleicher Weise gebaut ist, und trennten daher von jenen die Schildfische (Gobiesocidae), um sie in einer besonderen Familie zu vereinigen. Die Saugscheibe dieser Fische, von denen etwa zwanzig Arten beschrieben wurden, hat zwar äußerlich Aehnlichkeit mit der jener Arten, unterscheidet sich aber in wesentlichen Beziehungen von ihr. Während bei den Scheibenbäuchen die Bauchflossen den mittleren Theil der Saugscheibe ausmachen, stehen gedachte Flossen bei den Schildfischen so weit aus einander, daß sie nur einen Theil des äußeren Umfanges bilden können, und die Scheibe erweist sich bei näherer Betrachtung als eine knorpelige Wucherung der Rabenbeine. Abgesehen hiervon, zeichnet sie sich auch durch ihre Größe aus; denn sie nimmt ein Drittel der Gesammtlänge der Fische selbst ein. Sie ist fast rund, etwas länger als breit nämlich, und ihr äußerer Umfang durch eine tiefe, hinter den Bauchflossen beginnende Bucht in einen vorderen und hinteren Theil zerfällt. Der hintere Theil wird gebildet durch vier Strahlen [161] und die dazwischen liegende Haut der Bauchflosse sowie einen breiten Hautsaum, welcher jederseits einen verkümmerten Bauchflossenstrahl enthält, der vordere Theil durch eine breite, mit dem Rabenbeine zusammenhängende, hinter der Brustflosse hervortretende, bewegliche Platte, der mittlere endlich durch muskelreiche Haut, die ganze Scheibe überkleidet mit dicker, vielfach zertheilter Oberhaut. Außer diesem wichtigsten Merkmale kennzeichnen sich die Schildfische durch gestreckten, hinten zusammengedrückten, nackten Leib, kegelförmige oder seitlich zusammengepreßte Zähne und eine einzige auf dem Schwanztheile stehende, weichstrahlige Rückenflosse.

Die meisten Schildfische bevölkern die Meere des gemäßigten Gürtels beider Halbkugeln, und nur zwei der bis jetzt bekannten Arten treten auch in dem heißen Gürtel auf. In ihrer Lebensweise ähneln sie den Scheibenbäuchen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 161-162.
Lizenz:
Kategorien: