Zwanzigste Familie: Sensenfische (Trachypteridae)

[139] Höchst eigenartige Erscheinungen sind die Sensenfische (Trachypteridae), eine kleine, etwa sechzehn bekannte Arten zählende Familie bildend, über deren Umgrenzung besonders aus dem Grunde noch verschiedene Anschauungen herrschen, als wir die Fische selbst äußerst wenig kennen. Sehr langer und hoher, seitlich aber ungemein zusammengepreßter, daher bandartiger, nackter Leib mit verhältnismäßig kleinmäuligem, kleinem und glotzäugigem Kopfe, sechsstrahligen, weiten Kiemenöffnungen, einer die ganze Länge des Rückens einnehmenden, durch ungelenke und ungegliederte Strahlen gestützten, vorne absonderlich entwickelten Rückenflosse, brustständigen Bauchflossen, verkümmerter oder nicht in der Längsaxe liegender Schwanzflosse, schwache Zähne, sehr zahlreiche Wirbel und weiche Knochen sind die Merkmale dieser absonderlichen Geschöpfe.

Das auffallend seltene Vorkommen der Sensenfische läßt schließen, daß sie in beträchtlichen Tiefen leben. Sie bewohnen wahrscheinlich alle Meere und sind vielleicht viel weiter verbreitet und häufiger, als wir glauben, kommen jedoch, wie es scheint, nur während der Laichzeit an die [139] Küsten oder überhaupt in höhere Wasserschichten empor. Selten nur wird einer oder der andere von ihnen gefangen, und noch seltener gelangt er in die Hände des Forschers. Daher konnten bisher bloß wenige Arten und auch sie nur mangelhaft untersucht werden: ihre Entwickelung in den verschiedenen Lebensaltern ist uns dementsprechend ebenso unbekannt geblieben wie ihre Lebensweise.


Riemenfisch (Regalecus Banksii). 1/12 natürl. Größe.
Riemenfisch (Regalecus Banksii). 1/12 natürl. Größe.

Am 23. Februar 1788 strandete an der großbritannischen Küste ein Fisch von dritthalb Meter Länge, vierundzwanzig Centimeter Höhe, sechs Centimeter Stärke und zwanzig Kilogramm Gewicht, welchen bis dahin noch keiner der dortigen Fischer gesehen hatte.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 139-140.
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