Spanische Fahne (Callimorpha Hera)

[379] Vor anderen Bärenraupen ist sie kenntlich an den schwarzen, weiß bespitzten Haaren, welche eben nur die Körperhaut durchschimmern lassen; bloß seitlich und auf den drei ersten Ringen verändert sich das schwarze Haarkleid in ein fuchsrothes. Der Schmetterling hält sich den Tag über versteckt. Er ist von lebhafter Färbung; die weißen Zeichnungen der Vorderflügel stehen auf sammetartig rothbraunem Untergrunde, welchen sie mit Kopf und Mittelleibsrücken theilen, und der zinnoberrothe Hinterleib und die ebenso gefärbten Hinterflügel sind schwarz, letztere blauschwarz in der angegebenen Weise gezeichnet. Die weißen Fühler werden bei dem Männchen durch kurze Kammzähne etwas dicker, als sie das hier abgebildete Weibchen zeigt. In warmen Nächten des Juni und Juli fliegt der braune Bär umher, langsam und bedächtig und nur während dieser Zeit erfolgt die Paarung, in welcher Männchen und Weibchen unter einem bethaueten Blatte am frühen Morgen wohl noch ertappt werden. Die erwachsene Raupe verfertigt aus ihren langen Haaren ein loses Gespinst, in welchem die schwarze, gedrungene Puppe an der Erde, unter dürrem Laube eine kurze Ruhe von wenigen Wochen hält. Nicht selten erscheint sie auch gar nicht in diesem Gespinste, sondern statt ihrer eine Anzahl von fünf bis sieben schwarzen Tonnenpüppchen, aus welchen ihrer Zeit schwarzgraue Fliegen zum Vorscheine kommen, sogenannte Tachinen, welche in zahlreichen Arten sich im Grase umhertreiben, um die verschiedensten Schmetterlingsraupen mit Eiern zu beschenken. – Einige Sippengenossen fliegen ausnahmsweise im Sonnenscheine umher, wie z.B. der prächtige Purpurbär (Arctia purpurea), oder die Jungfer (Callimorpha dominula), wenige, wie beispielsweise die Spanische Fahne (Callimorpha Hera), haben sich [379] dies zur Regel gemacht und zeigen sich dabei sehr scheu und flüchtig, die meisten jedoch ruhen während dieser Zeit, indem sie den Hinterleib mit ihren Flügeln dachartig bedecken.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 379-380.
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