Kleider-, Pelzmotte (Tinea pellionella, tapetzella)

[434] Von den Raupen der Kleider- oder Pelzmotten ist bekannt, daß sie in unseren Wohnungen an Plätzen, wo sie nicht gestört werden, als da sind Kleiderschränke, gepolsterte Stühle und Sophas, Schubladen, in denen wollene Stoffe aufbewahrt werden, auch in Naturaliensammlungen jeder Art, mit Ausschluß der Steine, arg wirtschaften und da, wo sie recht zahlreich vorkommen, über Winter an den Decken in kleinen Säckchen hängen, welche sie als Wohnung aus Stoffen ihrer Umgebung anfertigten, um sich später darin auch zu verpuppen. Es kommen zwei Arten durch einander vor, die Tinea pellionella, gelblich seidenglänzend, Vorderflügel mit einem oder zwei dunklen Pünktchen in der Mitte, die jedoch auch fehlen können, mit lehmgelbem Kopfhaare und grauen, gelblich schimmernden Hinterflügeln. Sie ist die kleinere (11 bis 17,5 Millimeter) und die 15 bis 22 Millimeter spannende Tinea tapetzella, deren Kopfhaare weiß, Vorderflügel an der kleineren Wurzelhälfte violettbraun, dahinter gelblichweiß, an der Spitze mit einem violettgrauen Flecke gezeichnet sind, die Hinterflügel, wie vorher, grau und gelbschimmernd. Sie hält sich mehr an das Pelzwerk und die Felle ausgestopfter Thiere. Juni und Juli umfassen die Schwärmzeit beider Schmetterlinge, welche jedoch einzeln schon früher oder später vorkommen, je nach den Wärmeverhältnissen der von ihnen bewohnten Oertlichkeiten. Sie sind natürlich thunlichst zu verfolgen, in der Regel aber schwer zu fangen, weil sie nach Mottenart aus dem Fluge oft in eine rutschende Bewegung auf fester Unterlage übergehen und sich schleunigst verstecken. Sobald man die Motten einzeln bemerkt, sind alle Gegenstände vor den legenden Weibchen möglichst zu schützen, die Polster fleißig auszuklopfen, die Kleidungsstücke öfters zu lüften und gleichfalls auszuklopfen, wodurch man auch die etwa schon vorhandenen Raupen zum Herausfallen veranlaßt, welche vom August ab vorhanden sind. Werden Pelzwaaren bei Seite gelegt, so muß man sie vorher sorgfältig lüften, in ein leinenes Tuch einpacken, am besten einnähen (mit Insektenpulver bestreuen), und an einem [434] gut schließenden oder luftigen Orte aufbewahren. Der Geruch von Terpentinöl und aller dasselbe enthaltenden Stoffe sowie der verschiedenen Mineralöle ist den Motten wie jedem anderen Ungeziefer zuwider und ein gutes Schutzmittel gegen dieselben. In dunklen, dumpfen Winkeln gedeihen sie, wenn daselbst wollene Stoffe oder andere ihnen genehme Nahrungsmittel unbeachtet liegen, am besten, was schon den Alten bekannt war; denn Aristoteles (5, 26) erzählt, daß in Wolle und wollenen Zeugen Thierchen entständen, wie beispielsweise die Tuchmotten, besonders wenn die Wolle staubig und noch mehr, wenn eine Spinne mit eingeschlossen werde; denn diese trockene die Wolle, indem sie alle Feuchtigkeit, die etwa da sei, wegtrinke. Heutigen Tages würden wir der Meinung sein, daß die Spinne die Motte aussauge.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 434-435.
Lizenz:
Kategorien: