Gerber, Forstbock (Prionus coriarius)

[165] Der Gerber, Forstbock (Prionus coriarius), auch der Sägebock, sofern man unter diesem bereits in anderem Sinne verbrauchten Ausdrucke einen Bockkäfer mit sägeförmigen Fühlern verstanden wissen will. Genau genommen, nennt man derartige Fühler »geschuppt«, indem jedes folgende in dem trichterförmigen vorhergehenden eingesenkt ist; man zählt deren beim kleineren Männchen zwölf, trotzdem wird nur die halbe Körperlänge von ihrer Gesammtheit erreicht. Der [165] kleine, schräg stehende Kopf, das flachgewölbte, jederseits mit drei Zähnen bewehrte Halsschild, von denen der mittelste am größten und schwach nach oben gebogen ist, und die sonstigen Körperverhältnisse, dies alles lehrt unsere Abbildung, zu welcher nur noch bemerkt sein mag, daß der pechschwarze Käfer an der Brust dicht grau behaart ist.

Von diesem langweiligen Gesellen läßt sich nur noch mittheilen, daß man ihn im halben Juli und August ziemlich tief unten an den Stämmen alter Bäume oder an Stöcken von Eichen, Buchen und anderen ziemlich regungslos sitzen sieht. Wenn es zu dämmern beginnt, wird er lebendiger, fliegt schwerfällig und brummend umher, die Männchen die Weibchen suchend. Nach der Paarung legt letzteres an Stellen mit mulmigem Holze seine Eier ab, die Larve ernährt sich mehrere Jahre von dem der Verwesung bereits anheimgefallenen Stoffe, fertigt schließlich aus demselben ein Gehäuse, in welchem sie nur kurze Zeit als Puppe ruht. Eines nicht viel längeren, träumerischen Daseins erfreut sich der aus ihr hervorgegangene Käfer.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 165-166.
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