Großer Pappelbock (Saperda carcharias)

[175] Der große Pappelbock (Saperda carcharias, Fig. 4) ist graugelb, das Weibchen mehr ockergelb, durch filzige Behaarung, welche nur an den Spitzen der meisten Fühlerglieder und an den körnigen Erhabenheiten der Flügeldecken fehlt. Man findet den Käfer im Juni und Juli an den Stämmen und Zweigen der verschiedenen Pappelarten und an Weidenbäumen. Er erscheint träge und wird wahrscheinlich erst am Abende lebendiger, um dem Brutgeschäfte nachzugehen. Das befruchtete Weibchen legt seine Eier möglichst tief in die Rindenrisse unten am Fuße des Stammes, und die jenen entschlüpften Larven fressen im ersten Jahre unter der Rinde ihre Gänge. Nach der Ueberwinterung dringen sie in das Holz ein und steigen in demselben in gerader Richtung aufwärts. Die langen Bohrspäne werden durch ein Loch ausgestoßen und verrathen leicht die Gegenwart des Einwohners.


Larve des großen Pappelbockes, natürl. Größe.
Larve des großen Pappelbockes, natürl. Größe.

Die Raupe des Weidenbohrers bringt äußerlich eine gleiche Erscheinung hervor, stößt aber größere Haufen aus und lebt durchschnittlich in älteren Stämmen, auch die Raupen einiger Glasflügler halten auf gleiche Weise ihre Gänge rein, ihre Auswürfe sind jedoch feiner und bindiger. Nach der zweiten Ueberwinterung ist die fußlose, auf dem Rücken der Glieder gefelderte Larve erwachsen, verpuppt sich hinter dem mit Bohrspänen verstopften Ausgange, und nach wenigen Wochen der Puppenruhe kommt der Käfer zum Vorscheine. Wo derselbe in größeren Mengen vorkommt, wird er den jungen Pappelanpflanzungen an den Landstraßen, auf Angern usw. entschieden nachtheilig, denn dieselben können leicht vom Winde umgeworfen werden. Alte, nur von einzelnen Larven bewohnte Stämme überwinden den Fraß, da jedoch der Käfer seine Brutplätze immer wieder von neuem zu benutzen pflegt, so werden auch solche mit der Zeit zu Grunde gerichtet, zumal die Larvenzahl sich infolge dieser Gewohnheit mehrt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 175.
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