[166] Wenn der alte Gattungsname Cerambyx nicht gänzlich aus dem Systeme verschwinden soll, so muß er den stattlichen, düstergefärbten, über die ganze Erde verbreiteten Arten verbleiben, die wir unter der neueren Benennung Hammaticherus aufgeführt finden. Ihr Kopf streckt sich weit vor, die Augen buchten sich über der Mitte tief aus, die elfgliederigen Fühler schwellen im dritten bis fünften Gliede stark keulenförmig an, enden in ein langes, dünnes, breit gedrücktes, scheinbar getheiltes Glied und übertreffen beim Männchen die Körperlänge um ein Bedeutendes. Das Halsschild ist quer gerieft oder beulenartig gerunzelt, in der Mitte durch einen Buckel oder eine Dornspitze am breitesten, die Flügeldecken, vorn ein stumpf dreieckiges Schildchen aufnehmend, sind hier fast doppelt so breit wie der Hinterrand des Halsschildes, und übertreffen an Länge ihre doppelte Breite. Alle diese Merkmale trägt der Heldbock, Spießbock (Cerambyx heros), jener glänzend schwarze, stattliche Bockkäfer, den wir mit dem Hirschkäfer an einem Eichstamme auf unserem Bilde »Heldbock und Hirschkäfer« vereinigt erblicken. Die pechbraunen, nach hinten etwas verjüngten und mehr rothbraunen Flügeldecken führen ein kaum merkliches Nahtspitzchen und werden weiter nach vorn immer runzeliger; unterhalb und an den Beinen schimmert der Käfer durch Seidenbehaarung silberweiß.
Die nochmals in ihrer vollen Form hier vorgeführte Larve mit den gekörnelten Hornschildern auf dem Rücken der meisten Glieder lebt mehrere Jahre (drei bis vier) im Inneren alter Eichen. Die sehr breiten, flachen Gänge laufen zunächst vielfach gewunden durch- und ineinander unter der Rinde hin, und festes Wurmmehl legt sich zwischen sie und die Rinde, dann aber führen sie tief in das Holz und nehmen bisweilen eine ungeheure Breite an. Daß viele Larven den alten Riesen durch ihre Wühlereien mit der Zeit zu Grunde richten können, liegt auf der Hand; mag immer ein schon etwas angegangener Stamm für die legenden Weibchen eine besondere Anziehungskraft besitzen, so sind die Wirkungen dieser kolossalen Larven keineswegs zu unterschätzen. Der im Juli der Puppe entschlüpfte Käfer läßt sich bei Tage nicht sehen, höchstens steckt er die Fühlerspitzen aus dem Flugloche hervor und zieht sich schleunigst zurück, wenn man sich nicht sehr vorsichtig naht.
Dieselben müßten sehr weit herausstehen, wenn es gelingen soll, den schlauen Gesellen an denselben zu Tage zu fördern; in den meisten Fällen läßt er sich die Spitzen der Fühler abreißen, ehe er nachfolgt. Nach Sonnenuntergang kommt er freiwillig hervor und fliegt, nicht eben sehr hoch, im Verlangen nach dem anderen Geschlechte, lebhaft umher. Die Paarung erfolgt während der Nacht und die Schwärmzeit ist, wie bei dem Hirschkäfer, eine nur beschränkte.