Cucujo (Pyrophorus noctilucus)

[103] Abgesehen von der irrigen Ansicht, daß die Käfer Fliegen wegfangen, haben sich die Berichte ihrer Hauptsache nach bestätigt, und es ist auch anzunehmen, daß der in der Havana und wahrscheinlich auch auf dem Festlande gebräuchliche Name Cucujo den sehr verbreiteten Pyrophorus noctilucus der neueren bezeichnet. Nach A. von Humboldt und Bonpland lebt seine Larve an den Wurzeln des Zuckerrohres, wo sie bisweilen bedeutenden Schaden anrichtet, scheint jedoch auch, gleich unseren heimischen Arten, nicht auf eine Futterpflanze beschränkt zu sein. Denn der Käfer ist vereinzelt durch Handelshölzer mit nach Europa verschleppt worden. Im Jahre 1766 hat man einen solchen, Furcht und Schrecken verbreitend, in der Vorstadt von St. Antoine in Paris umherfliegen sehen, und in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts sah Snellen van Vollenhoven einen in Leiden, welcher auf Campecheholz gefangen worden war, und dessen grünes Licht so hell leuchtete, daß man ohne Mühe gewöhnliche Druckschrift dabei lesen konnte. Vielleicht dieselbe oder auch eine andere der großen Arten, die man auf Portorico Cucubano nennt, fliegt vom März bis Mai häufig in den Straßen der Ortschaften, kommt in Häusern und auf Holzplätzen vor, so daß auch ihre Larve im Holze hausen muß.


Cucujo (Pyrophorus noctilucus), natürl. Größe.
Cucujo (Pyrophorus noctilucus), natürl. Größe.

Die Indianer fangen diese Feuerfliegen, indem sie eine glühende, an einen Faden gebundene Kohle in der Luft schwingen, nach der jene fliegen, und treiben in Veracruz Handelsgeschäfte mit ihnen. Man hält die Käfer in eigens für sie angefertigten Kästchen aus feinem Drahte, füttert sie mit Scheibchen von Zuckerrohr und – badet sie täglich zweimal, damit sie des Abends ihren Dienst nicht versagen und durch möglichst lebhaftes Leuchten bezaubern. Sie mögen sich längere Zeit am Leben erhalten lassen, denn neuerdings sind einige mit herüber nach England gebracht worden. Die Leuchtkraft der Feuerfliegen wird in den verschiedenen Gegenden zu verschiedenen Zwecken benutzt. So steckt man einige in ausgehöhlte, mit kleinen Löchern versehene Flaschenkürbisse, um dadurch natürliche Laternen herzustellen. Sehr sinnreich ist die Verwendung zu nennen, welche die Damen davon machen, um ihre Reize zu erhöhen. Sie stecken des Abends die Käfer in ein Säckchen von feinem Tüll, deren [103] mehrere in Rosenform an dem Kleide befestigt werden; am schönsten aber soll sich dieser Schmuck ausnehmen, wenn er mit künstlichen, aus Kolibrifedern gefertigten Blumen und einzelnen Brillanten verbunden, als Kranz im Haare getragen wird. Nach der Ansicht von Spix rührt das Leuchtvermögen von der in einer mit zahlreichen Luftröhren überzogenen Blase eingeschlossenen Masse her, welche fettig und körnig, wie geschmolzener Phosphor sein soll.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 103-104.
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