Nashornkäfer (Oryctes nasicornis)

[91] Mit mehr Bescheidenheit, einem nur mäßig großen Horne auf dem Kopfe und drei gleichen Höckern auf dem Wulste des in der vorderen Mitte vertieften Halsschildes tritt das Männchen unseres heimatlichen Nashornkäfers (Oryctes nasicornis, S. 92) auf; seine Flügeldecken durchziehen feine Punktreihen, und das Schwarzbraun seines Körpers spielt auf der Unterseite stark in roth. Kinnbacken und die Lappen des Unterkiefers sind unbewehrt, diese außen bewimpert, die längliche Unterlippe zugespitzt, die hinteren Schienen außen mit zwei schrägen, beborsteten Kielen versehen, die Vorderfüße bei beiden Geschlechtern einfach. Dem Weibchen fehlt das Horn, ein stumpfer Höcker [91] zeigt nur an, daß hier die Auszeichnung seines Gatten sitzt. Länge 26 bis 37 Millimeter. Dieser hübsche Käfer lebt vorzugsweise im nördlichen Europa, und zwar in der ausgelaugten Gerberlohe, mit welcher die Warmbeete in den Kunstgärten eingefaßt oder, wie in Bremen, Hamburg usw., die Hauptwege bestreut werden. Wo er sich einmal eingenistet hat, pflegt er nicht selten zu sein. Im Juni und Juli, gleich nach seinem Erscheinen, erfolgt die Paarung, nach welcher das Männchen stirbt, das Weibchen in die Lohe kriecht, um vereinzelt seine Eier abzulegen. Diese kommen ungefähr Ende August aus, die Larven brauchen aber mehrere Jahre, ehe sie aus der mageren Kost hinreichende Nahrung gezogen haben. Im Vergleiche zu denen des Hirschkäfers sind ihre Luftlöcher größer und der Kopf deutlich punktirt. Zur Verpuppung gehen sie tiefer in die Erde, fertigen ein eirundes Gehäuse, in welchem nach durchschnittlich einem Monate die Puppe und nach der doppelten Zeit der Käfer anzutreffen, der so lange darin verbleibt, bis er vollkommen erhärtet ist.


Männchen des Nashornkäfers (Oryctes nasicornis), natürl. Größe.
Männchen des Nashornkäfers (Oryctes nasicornis), natürl. Größe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 91-92.
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