Geöhrten Stabschrecke (Bactria aurita)

[545] Die Gespenstschrecken bewohnen nämlich das Unterholz der Gesträuche, deren Blätter sie in der Nacht verzehren; den Tag verbringen sie in träger Ruhe. Die Weibchen lassen die Eier, aus denen nach siebzig bis hundert Tagen die Jungen auskriechen und sehr schnell heranwachsen, einzeln fallen. Von den zahlreichen Arten gehören nur zwei dem südlichen Europa an, fast alle übrigen dem heißen Erdgürtel. R. Gray beschreibt in einer Arbeit über diese Familie (1833) einhundertundzwanzig Arten. Westwood in seinem Kataloge des britischen Museums hat diese Zahl (1859) nicht unbedeutend vermehrt. Der dritte Theil jener kommt auf die westliche, die übrigen zwei Drittheile auf die östliche Halbkugel, beiderseits überschreiten sie den heißen Gürtel nur in wenigen ungeflügelten Arten und nehmen um so mehr an Körpergröße und Ausbildung der Flügel zu, je näher sie dem Gleicher kommen. Es erscheinen darunter stabartige Formen, welche von keinem anderen Kerfe an Länge des Leibes auch nur annähernd erreicht werden. So wird das mit [545] stummelhaften Flügeln ausgerüstete Weibchen der in Java einheimischen dornfüßigen Gespenstschrecke (Cyphocrania acanthopus) bei 6,5 Millimeter Leibesdurchmesser 215 Millimeter lang, das ebenfalls ungeflügelte Weibchen der geöhrten Stabschrecke (Bactria aurita) im Inneren Brasiliens bei 3,25 Millimeter Breite gar 246 oder 314 Millimeter (1 Fuß), wenn man die vorgestreckten Beine mit mißt; am Kopfe hat es ein paar große und breite, ohrartige Anhänge und auf dem Rücken, mitten zwischen den hinteren Beinen, einen gewaltigen aufrechten Dorn. Keines von beiden würde mithin in gerader Richtung als Bild natürliche Größe hier Platz finden.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 545-546.
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