Sippe: Blasenfüßer (Thripidae)

[567] Eine Anzahl winziger Thierchen, welche hinsichtlich ihrer allgemeinen Körpertracht und der Beweglichkeit des schlanken Hinterleibes den Oehrlingen nachahmen, durch den schief von oben nach unten und hinten gestellten Kopf aber den Schaben gleichen, der Eigenthümlichkeiten jedoch so viele haben, daß sie weder mit den einen, noch mit den anderen verbunden werden können, vereinigte Haliday unter dem Namen Thysanoptera (Fransenflügler) zu einer besonderen Ordnung. Die deutschen Entomologen der Neuzeit schließen sie als Blasenfüßer (Thripidae) den Geradflüglern an, obschon die Mundbildung eine wesentlich andere ist und die winzigen Wesen als Bindeglied zwischen diese und die folgende Ordnung treten läßt. Der Kopf erscheint walzig, weil sich der Mund rüsselartig verlängert; statt der Kinnbacken hat er Borsten, verlängerte, der Oberlippe angefügte Kinnladen, an denen zwei- oder dreigliederige Taster sitzen, und zweigliederige Lippentaster. Sie saugen mithin ihre Nahrung, welche in Pflanzensäften besteht. Zwischen den großen Augen entspringen auf dem Scheitel die höchstens neungliederigen Fühler, und dahinter lassen sich auch Punktaugen entdecken, alles dies natürlich nur bei sehr guter Vergrößerung; denn die meisten dieser kleinen Wesen erreichen nicht die Länge von 2,25 Millimeter und übertreffen sie nur in seltenen Fällen. Der vorderste Brustring ist schmäler als die beiden folgenden, denen die lanzettförmigen, außerordentlich schmalen und stark befransten Flügelchen ansitzen. Sie alle vier bedürfen, weil derb, kaum der Adern; öfter bunt gefleckt oder bandirt, liegen sie flach auf dem Hinterleibe, verkümmern auch mehr oder weniger, oder fehlen gänzlich. Eine weitere Sonderbarkeit dieser kleinen, allerhand Blumen belebenden »Striche« besteht darin, daß die Füße nicht mit Klauen, sondern mit runden Haftscheiben enden, welche nach Kirby's Angabe ein sehr lästiges Kribbeln verursachen, wenn die Thierchen an schwülen Tagen sich auf das Gesicht des Menschen setzen.


Weibchen des Getreide-Blasenfußes (Thrips cerealium), stark vergrößert.
Weibchen des Getreide-Blasenfußes (Thrips cerealium), stark vergrößert.

In England mögen sie zahlreicher sein, als bei uns, wo ich diese Erfahrung noch nicht gemacht habe. Nach der verschiedenen Bildung des Hinterleibes theilen sich die Blasenfüße in zwei Sippen, indem bei den einen zu den neun Gliedern noch ein zehntes tritt, welches für beide Geschlechter einen röhrenartig ausgezogenen Schluß bildet, bei den anderen dieses fehlt, das letzte aber eine Legröhre verbirgt, welche aus zwei seitlichen Klappen besteht.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 567.
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