Gletscherfloh (Desoria glacialis)

[569] Zu den interessantesten Arten gehört der Gletscherfloh (Desoria glacialis). In einer Gegend, wo die Sonne nichts bescheint als Eis, Eiswasser und Stein, wo sie die untere Luftschicht [569] kaum über den Gefrierpunkt zu erwärmen vermag, da lebt das schwarze, durchaus haarige Thierchen, welches zu Ehren seines ersten Entdeckers Desor seinen wissenschaftlichen Namen erhalten hat. Vor ungefähr fünfunddreißig Jahren ward es am Monte Rosa, bald darauf auch auf dem Unter-Aargletscher und auf den beiden Grindelwaldgletschern gefunden. Die Fühler sind viergliederig, die Springgabel gerade und die Augen gruppiren sich zu sieben jederseits. Nicolet stellte verschiedene Versuche mit den Gletscherflöhen an und fand, daß sie sich in Wasser von +24 Grad Celsius behaglich fühlten und erst bei +38 Grad Celsius starben; dieselben Thiere, welche der wärmeren Temperatur ausgesetzt gewesen waren, ließ Nicolet bei -11 Grad Celsius einfrieren und zehn Tage im Eise liegen, und als er dasselbe schmolz, hüpften sie wieder munter umher, ein abermaliger Beweis dafür, welche Lebenszähigkeit dem Geziefer, und oft dem zartesten, innewohnt, wo man sie am wenigsten sucht. Ob der Besprochene dieselbe Art ist, welche sich bisweilen auch bei uns zeigte, mag ich nicht entscheiden, da ich keine von beiden aus eigener Anschauung kennen gelernt habe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 569-570.
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