Blutrothe Schreitwanze (Harpactor cruentus)

[607] Die schönste deutsche Art ist entschieden die blutrothe Schreitwanze (Harpactor cruentus), deren 17 Millimeter messender, blutrother Körper am Bauche mit drei Reihen schwarzer Punkte, am aufgeworfenen, scharfen Rande des Hinterleibes mit einer Reihe schwarzer Flecke verziert ist; Kopf nebst Fühlern und die Kniee sind gleichfalls schwarz. Sie gehört einer ungemein artenreichen Gattung an, welche breite, am Grunde gezähnte Krallen an allen zum Gehen eingerichteten Füßen, zur vorderen Hälfte haarige, seitlich vom Hinterleibe überragte Flügeldecken, verdickte Hinterschenkel und ein gleich dicker, hinten nur kurzhalsiger Kopf charakterisiren. Ich finde die auf dem Natterkopfe des Bildes, »Nächtliches Treiben der Insekten« dargestellte Schreitwanze nicht selten während des Sommers im Blütenstande solcher Pflanzen versteckt, welche von zahlreichen Fliegen und Immen besucht werden, sah sie im heißen Sonnenscheine bisweilen auffliegen und lernte beim Einfangen auch ihren empfindlichen Stich kennen. – Die meisten übrigen europäischen Schreitwanzen sind kleiner und tummeln sich versteckt im Grase, seltener auf Gebüsch umher, darunter auch solche, welche sich durch verkümmerte Flügel oder Raubfüße an den Vorderbeinen auszeichnen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 607.
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