Gemeiner Rückenschwimmer (Notonecta glauca)

[602] Der gemeine Rückenschwimmer (Notonecta glauca) erscheint unmittelbar über den drei Ruderwanzen gleichfalls auf dem Gruppenbilde, und zwar von der Rücken- und Bauchseite. In letzterer Stellung beobachtet man ihn gewöhnlich bei Ausübung seines vollendeten Schwimmvermögens, weshalb er seinen Namen mit vollem Rechte verdient. Die gelbe, flache Brust nach oben, den stumpskieligen Rücken nach unten gerichtet, fährt diese Wanze, ihrer Gestalt nach ein kleines Boot, mittels der kräftigen, elastischen Hinterbeine auf und nieder. Hat man sie aus dem Wasser auf das Trockene gebracht, so schnellen eben diese Beine den Körper in den unterhaltendsten Sprüngen fort, um ihn seinem Elemente wieder zuzuführen; denn die Wanze liebt weder das Trockene, noch eine kriechende Bewegung. Den Bauch bedecken dichte Haare, in welchen sich die zum Athmen nöthige Luft fängt. Nachdem der Rückenschwimmer dieselbe verbraucht hat, kehrt er an die Oberfläche des Wassers zurück, um neue aufzunehmen; daraus erklären sich auch die auf- und absteigenden, von ihm mit Vorliebe ausgeführten Bewegungen. Von der grünlichgelben Rückenfläche sticht das große dreieckige Schildchen durch sammetschwarze Färbung lebhaft ab. Die vier vorderen, unter sich ziemlich gleichen Beine haben anscheinend nur zwei Fußglieder mit zwei Klauen, bei genauerer Betrachtung entdeckt man jedoch von der Unterseite her noch ein drittes, sehr kurzes Grundglied, während das zweite, gleichzeitig auch letzte Flußglied der Hinterbeine ohne Klaue endigt.

Mit Beginn des Frühjahres legen die Weibchen ihre ovalen, hellgelben Eier an den unteren Theil einer Wasserpflanze oder auf den Boden, indem sie dieselben reihenweise zu einer Scheibe aneinander kleben. Nach ungefähr zehn Tagen zeigen dieselben infolge der durchscheinenden Augen an dem freien Ende hochrothe Punkte. Die Lärvchen kommen wenige Tage später und zwar noch im Mai daraus hervor, gleichen in Gestalt und Lebensweise der Mutter, sind aber ockergelb und selbstverständlich flügellos. Bis zum August häuten sie sich dreimal und bekommen zuletzt sehr kurze Flügelstümpfe. Mit der vierten Häutung erhält der Kerf seine volle Entwickelung, bedarf aber immer noch einiger Zeit, ehe er sich ausfärbt und vollkommen erhärtet; den Winter verbringt er im erstarrten Zustande unter Schlamm. Simpson will im September 1846 einen fünfundzwanzig englische Meilen langen Zug dieser Wanzen am Mississippi fliegend beobachtet haben. Eine sehr ähnliche Art nennen die Mejikaner Moschitos, trocknen sie, um die Vögel damit zu füttern, und backen aus den Eiern eine Art von Kuchen, Hautle genannt, welcher Fischgeschmack haben soll.

Ein kleiner, schmaler Kopf und das zu Raubbeinen umgewandelte vorderste Paar dieser Bewegungswerkzeuge charakterisirt die Familie der Wasserskorpion-Wanzen (Nepini oder Pedirapti), von welchen ein Theil durch die Körpertracht und die Behaarung an den bisweilen lederartig bewimperten Hinterbeinen, an gewisse Dytisken unter den Käfern erinnernd, mit derselben Gewandtheit, wie die vorigen schwimmt, ein anderer Theil dagegen an dem flachen[602] Rande der Gewässer auf dem Boden und dessen Schlamme, von Zeit zu Zeit ein dünnes Athemrohr in Form eines langen Schwanzes an die Oberfläche des Wassers bringend, langsam umherkriecht. Zu ersteren gehört:

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 602-603.
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